="http://www.w3.org/2000/svg" viewBox="0 0 512 512">

4.5 Integrierbarkeit monotoner Funktionen

Wir betrachten wie zuvor ein kompaktes Intervall [a, b] für reelle Zahlen a, b mit a < b.

Satz 4.31 (Integrierbarkeit monotoner Funktionen).

Jede monotone Funktion in ([a, b]) ist Riemann-integrierbar.

Beweis.

Ohne Beschränkung der Allgemeinheit können wir eine monoton wachsende Funktion f ([a, b]) betrachten (ansonsten ersetzt man f mit f und wendet Satz 4.19 an). Wir möchten die dritte Charakterisierung in Proposition 4.12 anwenden. Das heisst, wir wollen für ein gegebenes 𝜀 > 0 zwei Treppenfunktionen u,o 𝒯([a,b]) finden, so dass u f o und ab (o u) (x)d x < 𝜀 gilt.

PIC

Wir konstruieren u und o mittels einer natürlichen Zahl n (die wir später wählen werden) und der Zerlegung

= {a = x0 < x1 < < xn = b}

von [a, b] gegeben durch xk = a + ba n k für k {0, ,n}. Seien u, o gegeben durch

u (x) = { f(xk1)falls x [xk1,xk) für ein k {1, ,n} f(b) falls x = b

respektive

o (x) = { f(a) falls x = a f(x k)falls x (xk1,xk] für ein k {1, ,n}

für alle x [a,b]. Da f monoton wachsend ist, gilt u f o. In der Tat ist für x [a,b] entweder x = b, womit u(x) = f(x), oder es gibt ein k {1, ,n} mit x [xk1 , xk). In letzterem Fall erhalten wir u(x) = f(xk1) f(x) und somit gilt u f. Ein analoges Argument liefert f o. Des Weiteren gilt

ab (o u) (x)d x = k=1n (f (x k) f (xk1)) (xk xk1) = k=1n (f (x k) f (xk1)) b a n = b a n k=1n (f (x k) f (xk1)) = b a n (f (b) f (a))

nach Vereinfachen der Teleskopsumme. Nach dem Archimedischen Prinzip können wir nun ein n wählen, so dass ab (o u) (x)d x < 𝜀 ist. Aus Proposition 4.12 (iii) folgt somit, dass f Riemann-integrierbar ist.   

Übung 4.32 (Kreisfunktion).

Zeigen Sie, dass die Funktion x [0, 1 ] 1 x2 Riemann-integrierbar ist.

Mit Hilfe der Additionseigenschaft in Satz 4.26 lässt sich die Aussage von Satz 4.31 auf Funktionen erweitern, die nur stückweise monoton sind.

Definition 4.33 (Stückweise Monotonie).

Sei I = [a,b] ein abgeschlossenes, beschränktes Intervall mit a < b. Eine Funktion f ([a,b]) heisst stückweise monoton, falls es eine Zerlegung

= {a = x0 < x1 < < xn = b}

von [a, b] gibt, so dass f|(xk1 ,xk) monoton ist für alle k {1, ,n}.

Jede monotone Funktion ist stückweise monoton (man braucht dazu nur die Zerlegung = {a < b } zu betrachten). Ein besseres Beispiel einer stückweise monotonen Funktion ist das Polynom x2 auf einem Intervall I = [a,b] für a < b. Falls a 0 oder b 0 ist diese, wie wir schon wissen, monoton. Gilt a < 0 < b, so betrachtet man die Zerlegung = {a < 0 < b} und sieht, dass x2 auf den beiden Abschnitten (a,0) und (0, b) monoton ist. Genau gleich sieht man, dass alle Monome stückweise monoton sind.

Korollar 4.34 (Riemann-Integrierbarkeit von stückweise monotonen Funktionen).

Sei I = [a,b] ein kompaktes Intervall mit a < b. Jede stückweise monotone, beschränkte Funktion in ([a,b]) ist Riemann-integrierbar.

Übung 4.35 (Riemann-Integrierbarkeit von stückweise monotonen Funktionen).

Beweisen Sie Korollar 4.34 unter Verwendung der Sätze 4.31 und 4.26 und der Übung 4.22.

Insbesondere sind also alle Monome auf einem abgeschlossenen, beschränkten, nicht-leeren Intervall I Riemann-integrierbar. Mit der Linearität des Riemann-Integrals folgt nun mittels vollständiger Induktion, dass alle Polynome auf I Riemann-integrierbar sind.

Übung 4.36 (Gauss-Abbildung).

Zeigen Sie, dass die sogenannte Gauss-Abbildung

g : x [0,1] { {1 x }falls x > 0 0 falls  x = 0

Riemann-integrierbar ist, wobei {} den gebrochenen Anteil bezeichnet (siehe Abschnitt 2.6.1).

PIC
Hinweis.

Beschreiben Sie g auf den Intervallen (1 2,1),(1 3, 1 2),(1 4, 1 3), und zeigen Sie, dass g auf diesen Riemann-integrierbar ist.

License

Analysis I (Kap. 1-9) Copyright © by Manfred Einsiedler. All Rights Reserved.

}