3.4 Reellwertige Funktionen
Für eine beliebige, nicht-leere Menge definieren wir die Menge der -wertigen oder reellwertigen Funktionen auf als
Die Menge bildet einen Vektorraum über , wobei Addition und skalare Multiplikation punktweise gegeben sind durch
für , und alle . Funktionen in lassen sich sogar multiplizieren und zwar durch
für alle und . (Die Menge bildet einen kommutativen Ring mit Eins.) Wir sagen, dass eine Nullstelle von ist, falls gilt. Die Nullstellenmenge von ist durch definiert.
Übung 3.35 (Nullstellenmenge eines Produkts).
Seien die Menge der Nullstellen von beziehungsweise . Was ist die Nullstellenmenge von ?
Wir definieren auch eine Relation (tatsächlich eine Ordnung) auf durch
für . Wir sagen, dass nicht-negativ ist, falls gilt
Übung 3.36 (Ordnung auf ).
Zeigen Sie, dass die oben definierte Relation eine Ordnung ist und dass diese Ordnung genau dann linear ist, wenn aus genau einem Punkt besteht.
3.4.1 Beschränktheit
In diesem und im nächsten Abschnitt möchten wir jeweils einen wichtigen Begriff zu reellwertigen Funktionen einführen.
Definition 3.37 (Beschränktheit von Funktionen).
Sei eine nicht-leere Menge und sei eine Funktion. Wir sagen, dass die Funktion
Wir bemerken, dass eine Teilmenge genau dann beschränkt ist, wenn es ein gibt, so dass für alle . Daher ist eine Funktion genau dann beschränkt, wenn es ein gibt, so dass für alle gilt .
Übung 3.38 (Der Unterraum der beschränkten Funktionen).
Sei eine nicht-leere Menge und sei die Menge der beschränkten Funktionen von nach . Zeigen Sie, dass ein Unterraum von bildet und dass zu auch liegt.
3.4.2 Monotonie
In Folgendem wollen wir annehmen, dass die Menge (der Definitionsbereich der Funktionen, die wir betrachten wollen) eine nicht-leere Teilmenge von ist.
Definition 3.39 (Monotonieeigenschaften).
Eine Funktion ist
Eine streng monotone Funktion ist per Definition auch monoton; die Bezeichnung „streng“ ist also passend. Wir betrachten nun ein paar elementare Beispiele.
Beispiel 3.40.
Übung 3.41.
Beweisen Sie die Behauptungen in Beispiel 3.40.
Eine streng monotone Funktion ist stets injektiv. Sie braucht jedoch nicht surjektiv zu sein. Beispielsweise ist die Funktion
streng monoton wachsend, aber nicht surjektiv ( liegt nicht im Bild).
Verlangt man jedoch von einer streng monotonen Funktion, dass sie „nicht springt“, so kann man in vielen Fällen Surjektivität zeigen. Wir haben bereits ein Beispiel dafür gesehen als wir die Existenz der Wurzelfunktion zeigten (siehe Übung 2.11). Den dazu notwendigen Begriff des „Nicht-Springens“ besprechen wir im nächsten Abschnitt.
Übung 3.42 (Alternative Charakterisierung von Monotonie und strenger Monotonie).
Sei eine Teilmenge mit und eine Funktion. Betrachten Sie die folgenden Aussagen über , beschreiben Sie ihre Bedeutung in Worten, und geben Sie einen Beweis von drei Ihrer Behauptungen.
- (i)
- (ii)
- (iii)
- (iv)
- (v)
- (vi)
Teillösung.
Die Aussagen in (i) und (ii) beschreiben beide, dass streng monoton wachsend ist. Dies mag bei (ii) etwas überraschen und liegt daran, dass für eine Funktion mit der Eigenschaft in (ii) und für mit sowohl als auch folgt.
Die Aussage in (iii) beschreibt, dass streng monoton ist. Für den Beweis, dass (iii) strenge Monotonie impliziert, wählen Sie am besten zuerst zwei feste Elemente von . Da es einen dritten Punkt in gibt, muss entweder oder gelten. Wir nehmen an und werden zeigen, dass streng monoton wachsend ist. (Der Beweis im zweiten Fall ergibt sich hieraus durch Betrachten von .) Für beliebige Element folgt daraus:
Die Aussage in (iv) und auch in (vi) beschreibt Monotonie von . Die Aussage in (v) ist hingegen unsinnig und trifft auf keine Funktion zu, denn aus muss natürlich folgen.
Übung 3.43 (Monotonie unter Summen und Produkten).
Sei eine Teilmenge und seien streng monoton wachsend. Zeigen Sie, dass streng monoton wachsend ist und dass für die Funktion streng monoton wachsend ist falls , und streng monoton fallend ist falls . Zeigen Sie, dass streng monoton wachsend ist, falls für alle .
Applet 3.44 (Monotonie von Einschränkungen).
Bei vielen aber nicht allen Funktion (definiert auf Teilmengen von ) erhält man eine monotone Funktion mittels Einschränkung von auf kleinere Intervalle.