3.9 Weitere Lernmaterialien
3.9.1 Verwendung des Kapitels
Wir werden die Notationen und und das Verhalten dieser, zum Beispiel unter Indexverschiebung, immer häufiger benötigen. Ebenso sind Polynome, die Fakultät, der Binomialsatz und die Begriffe der Monotonie und Stetigkeit für alles Weitere von fundamentaler Bedeutung, weswegen diese Begriffe und die ersten Resultate für diese Begriffe in Zukunft meist ohne Verweis auf die jeweiligen Definitionen oder Sätze verwendet werden.
Der Zwischenwertsatz (Satz 3.58) ist ein wichtiges Resultat. Vor allem aber ist er ein wichtiger Bestandteil unseres Beweises von dem Satz über den Umkehrsatz (Satz 3.64), welchen wir später für die korrekte Konstruktion vieler Funktionen verwenden werden. Insbesondere erlaubt uns letzterer die Funktionen für jedes und für jedes zu definieren. Wir werden diese und alle dazugehörigen Potenzregeln in Übung 3.66 in Zukunft ohne Verweis verwenden.
Die Resultate aus Abschnitt 3.8 (also der Satz über die Beschränktheit und die gleichmässige Stetigkeit) werden bereits im nächsten Kapitel Bedeutung erhalten. Wie wir später sehen werden, sind diese Resultate Spezialfälle von allgemeineren Aussage für stetige Funktionen auf sogenannten „ kompakten metrischen Räumen“. Mittlerweile sollten Sie logisch geschult sein und den Unterschied (vergleiche Beispiele 1.6 und 1.7) in den Definitionen von Stetigkeit und gleichmässiger Stetigkeit klar erkennen, weswegen Sie auch den Satz über die gleichmässige Stetigkeit besonders schätzen sollten. Wir wollen noch betonen, dass diese Unterscheidung keine Spitzfindigkeit darstellt.
3.9.2 Weitere Übungsaufgaben
Übung.
Sei und seien Elemente eines komplexen Vektorraums . Finden Sie einen vereinfachten Ausdruck für die Doppelsumme
Übung (Formale Definition des Polynomrings).
Das Ziel dieser Aufgabe ist, den Ring der Polynome über einem beliebigen Körper formal zu definieren. Im Folgenden ist ein beliebiger Körper und bezeichnet die Teilmenge der schliesslich verschwindenden Funktionen in , das heisst,
Des Weiteren definieren wir Operationen und auf durch
für alle und .
- (i)
- Zeigen Sie, dass mit den oben definierten Operationen einen kommutativen Ring bildet.
- (ii)
- Wir fassen als eine Teilmenge von auf, indem wir mit der Funktion identifizieren. Zeigen Sie, dass eine Null und eine Eins des Ringes ist.
- (iii)
- Für alle sei die Abbildung gegeben durch
für alle . Zeigen Sie, dass sich jedes Element als eindeutig bestimmten Ausdruck der Form
für ein und Zahlen mit schreiben lässt.
- (iv)
- Vergleichen Sie die obigen Definitionen zur Definition des Polynomrings in Definition 3.13.
Übung (Ein Körper mit neun Elementen).
Wir möchten in dieser Übung einen Körper mit neun Elementen konstruieren und folgen dabei der Bemerkung am Ende von Abschnitt 3.2.2.
- (i)
- Zeigen Sie, dass das Polynom über dem Körper keine Nullstelle besitzt.
Wir betrachten nun den Polynomring und die Relation .
- (ii)
- Zeigen Sie, dass eine Äquivalenzrelation ist. Sei der dazugehörige Quotientenraum.
- (iii)
- Zeigen Sie, dass die Operationen
wohldefiniert sind und aus einen Körper mit neun Elementen machen.
Übung (Zwei Identitäten für Binomialkoeffizienten).
Seien mit . Zeigen Sie die Identitäten
Übung (Nicomachus Theorem).
In Proposition 3.32 haben wr die Summe für und als Werte eines Polynoms vom Grad mit Leitkoeffizient ausgedrückt. In der Tat existiert für alle Koeffizienten eine Formel – Faulhaber’s Formel – in Termen der sogenannten Bernoulli-Zahlen. Wir verzichten hier auf diese und beweisen einen Spezialfall – Nicomachus Theorem. Dieses besagt, dass für alle gilt
Beweisen Sie Nicomachus Theorem, indem Sie Abel-Summation wie in Übung 3.3 anwenden.
Hinweis.
Betrachten Sie und für .
Übung (-wertige Funktionen auf einer Zweipunktmenge).
Sei eine Menge bestehend aus Elementen. Zeigen Sie, dass es einen Isomorphismus von Vektorräumen gibt. Induzieren Sie durch diese Bijektion eine Ordnung auf und beschreiben Sie diese (beispielsweise duch Beschreibung welche Elemente grösser als und welche kleiner als sind).
Übung (Dimension von ).
Sei eine nicht-leere Menge. Zeigen Sie, dass genau dann endlich-dimensional ist, wenn endlich ist und dass in diesem Fall die Dimension gerade ist.
Hinweis.
Betrachten Sie für jedes die Funktion
und zeigen Sie, dass eine linear unabhängige Teilmenge von ist. Falls (und nur dann), bilden diese Funktionen auch eine Basis von .
Übung (Eigenschaften komplexwertiger Funktionen).
Sei eine nicht-leere Teilmenge.
- (i)
- Definieren Sie den Begriff der Stetigkeit (in einem Punkt in ) für Funktionen .
- (ii)
- Zeigen Sie, dass eine Funktion genau dann in stetig ist, wenn die Funktionen und in stetig sind.
- (iii)
- Formulieren Sie das Analogon von Proposition 3.50 für komplexwertige Funktionen und beweisen Sie es (zum Beispiel unter Verwendung von (ii) oder direkt).
- (iv)
- Formulieren und beweisen Sie Proposition 3.52 für komplexwertige Funktionen.
Übung (Formalisierung der Nicht-Stetigkeit).
Sei ein Intervall und eine Funktion. Drücken Sie die Aussagen „ ist nicht stetig“ und „ ist nicht stetig bei einem Punkt “ in Prädikatenlogik aus. Zeigen Sie damit, dass die Funktion
aus dem Teilabschnitt 3.4.2 nicht stetig ist.
Übung (Lineare Abschätzung bei ).
Sei ein Intervall und eine Funktion. Angenommen es existiert zu eine Konstante , so dass für alle gilt . Zeigen Sie, dass stetig bei ist.
Übung.
Sei eine Teilmenge und seien . Zeigen Sie, dass dann auch die Funktionen
stetig sind.
Übung (Kompakter Träger).
Wir sagen, dass eine Funktion einen kompakten Träger hat, falls ein existiert mit für alle mit . Sei nun eine stetige Funktion mit kompaktem Träger. Zeigen Sie, dass gleichmässig stetig und beschränkt ist.
Übung (Offene und abgeschlossene Intervalle).
In dieser Übung möchten wir zeigen, dass sich das offene Intervall vom abgeschlossenen Intervall zwar von der Kardinalität her nicht unterscheiden, aber von der Ordnung her sehr wohl.
- (i)
- Finden Sie eine Bijektion .
- (ii)
- Zeigen Sie, dass keine stetige, bijektive Abbildung existieren kann.
Hinweis.
Entfernen Sie für (ii) einen Punkt aus .
Übung.
Zeigen Sie, dass die Abbildung bijektiv ist (ohne zu versuchen, eine Formel für die inverse Abbildung anzugeben).
Übung.
Beweisen Sie Satz 3.69 und Korollar 3.71 mit Hilfe des Intervallschachtelungsprinzips in Satz 2.77.
Übung 3.81 (Challenge: „Fast überall“ Stetigkeit von monotonen Funktionen).
In dieser Übung möchten wir zeigen, dass es zu einer monotonen Funktion auf einem Intervall mit höchstens abzählbar viele Punkte geben kann, bei denen nicht stetig ist (sogenannte Unstetigkeitsstellen). Gehen Sie dazu wie folgt vor: Sei die Menge der Unstetigkeitsstellen von .
- (i)
- Sei . Wir setzen
Zeigen Sie, dass . Wählen Sie anschliessend eine rationale Zahl in . (Wir nehmen hier an, dass wir beliebig oft eine Wahl treffen können.)
- (ii)
- Zeigen Sie, dass injektiv ist und schliessen Sie auf die Aussage.