Ein 37-jähriger Patient (T.B.) sucht den Hausarzt auf, da er seit drei Monaten an übermäßiger Müdigkeit, Leistungsabfall und ungeklärtem Gewichtsverlust von 3 kg leidet. Dem Zahnarzt sind bräunliche Flecken an der Zunge aufgefallen. Der Patient bemerkt eine ungewohnte Bräunung bereits nach kurzdauernder Sonnenexposition.
Klinisch ist der Patient in gutem Allgemeinzustand, Gewicht 72 kg, Größe 176 cm. Kardiopulmonal ist er kompensiert, der Blutdruck beträgt 105/70 mmHg, Puls 70/min . Die Haut zeigt v. a. an den sonnenexponierten Stellen eine vermehrte Pigmentierung, im Stirnbereich findet sich ein hyperpigmentierter Nävus. Die Zunge weist mehrere bräunliche Flecken auf.
Warum ist das wichtig?
Autoimmun-Erkrankungen können gleichzeitig mehrere endokrine Drüsen betreffen. Eine primäre Nebennierenrindeninsuffizienz tritt z. B. nur in etwa in 40% der Fälle isoliert auf. In 60% der Fälle tritt sie im Rahmen eines polyendokrinen Autoimmunsyndroms auf (z.B. in Kombination mit einer autoimmunen Hypothyreose oder einem Typ 1 Diabetes). Beim gleichzeitigen Vorliegen einer schweren Hypothyreose können die Symptome der Nebennierenrindeninsuffizienz maskiert sein. Hingegen kann beim Vorliegen einer Hyperthyreose eine Addison-Krise aufgrund eines beschleunigten Abbaus des Kortisols provoziert werden. Aus diesem Grund hat es sich in der Praxis etabliert, bei Vorliegen einer Hypothyreose auch nach einer möglichen Nebennierenrindeninsuffizienz zu suchen und diese zu behandeln, bevor eine Behandlung der Hypothyreose eingeleitet wird.