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Orangen- und Apfelsaft im Vergleich: Wer ist nachhaltiger im Wasserverbrauch?


Tim Schürmann, Lino Ambrosini, Nora Hämmerle, Michael Knöri, Natalie Abbt

Apfelsaft oder doch Orangensaft?

«Das Beste aus der Frucht für ein gesundes und genussvolles Leben» mit diesem Slogan wirbt Granini, eine der europaweit führenden Fruchtsafthersteller aus Deutschland für ihre Produkte. Mit einem Marktanteil von 9% ist die Marke Granini mit ihren Säften und unteranderem auch ihren Orangensäften auch in der Schweiz nicht unbekannt. Laut Geschäftsbericht haben Nachhaltigkeit und unternehmerischer Verantwortung für Mensch und Umwelt einen wichtigen Punkt in der Unternehmung. [1]Auch Ramseier, als grösste Schweizer Mosterei wirbt für ihre Apfelsäfte mit Nachhaltigkeit und Umweltschonenden Produktionstechniken.[2] Das Unternehmen hat einen sehr hohen Marktanteil von 70% in der Schweiz und bezieht ihr Obst ausschliesslich aus der Schweiz.[3] Doch was schneidet im Thema Nachhaltigkeit und vor allem Wasserverbrauch besser ab, der Granini-Orangensaft oder der Ramseier-Apfelsaft? In folgendem Essay werden die ökologischen und sozialen Bedingungen von Granini-Orangensaft und Ramseier-Apfelsaft untersucht, um herauszufinden, welcher der beiden Säfte nachhaltiger im Bereich Wasserbedarf ist. Um dieses Thema einzugrenzen und zu beantworten muss zuerst geklärt werden, welche Frucht mehr Wasser verbraucht und wie und wo die Früchte angebaut werden. Zudem muss man die gesamten Umweltschäden, die bei der Produktion von Apfelsaft und Orangensaft anfallen anschauen und zuletzt werden noch die sozialen Aspekte im Bereich Arbeitsbedingungen der beiden Marken verglichen.

Die Rohdaten sprechen für den Orangensaft

Granini Orangensaft

Granini Orangensaft

Betrachtet man die Rohdaten der Apfelproduktion, so sieht man, dass Äpfel 700 Liter Wasser verbrauchen. [4]Orangen hingegen nur 460 Liter.[5] Blickt man aber hinter die Zahlen, wird schnell klar, dass weniger nicht unbedingt mehr ist, denn bei diesen Rohdaten wird lediglich der «rohe» Wasserverbrauch berechnet, welchen Weg das Wasser schlussendlich zurücklegt und wie das Obst bewässert wird, wird nicht berücksichtigt. Um den wirklichen Wasserverbrauch zu ermitteln, muss nun zuerst geklärt werden, wie und wo die Früchte angebaut werde.

Ramseier

Ramseier Apfelsaft

Anbau Ort und -verfahren

Granini, mit Sitz im deutschen Nieder-Olm[6], kauft die Orangen für die Orangensaftproduktion in Brasilien und Spanien. Laut Granini selbst, stammen all diese Orangen aus nachhaltiger Landwirtschaft, der Sustainable Juice Convenant, welche garantiert, dass die Orangen verschiedenste ökologische, ökonomische und soziale Standards entsprechen. Brasilien gehört zu den grössten Exporteuren von Orangen und die meisten Orangen werden im sogenannten Citrus Belt (Region um Sao Paulo) angebaut. [7] Im Jahr 2013 betrug die Anbaufläche von Orangen ungefähr 284’170ha, diese Anbaufläche ist aber am Sinken.[8]  Die Orangenbäume werden auf grossen Monokulturflächen angebaut und werden sobald der Ertrag unter 29.9-34-9ta/ha fällt ausgerissen und die Fläche wird für 2-3 Jahre mit Mais, Soja oder Sorghum bepflanzt, damit organischer Stoffe zurück in den Boden gelangt und um Orangenpathogene zu töten. Dies geschieht etwa alle 20-25 Jahre.[9] Die Orangenbäume müssen aufgrund vom Klimawandel, dem allgemein viel heisseren und trockenen Klima, der höherern Pflanzungsdichte und dem  Wurzelstock einer neuen Orangensorte, die mehr Wasser braucht mit einer Bewässerungsanlage bewässert werden.  [10]

Ramseier, mit Sitz in Oberkirch[11], kauft alle Äpfel in der Schweiz. Die meisten Äpfel werden in Hochstammbäumen angebaut. Diese Hochstammbäume sind sehr wichtig für die Biodiversität, da es vielen Vogelarten und Insekten einen Lebensraum bietet. [12] Die Schweiz verarbeitet jährlich 90’000 Tonnen Mostäpfel und 120’000 Tafeläpfel [13], welche auf 3096 Betriebe produziert werden. Die meisten Betriebe in der Schweiz haben durchschnittlich 2 Hektaren für Äpfel und nur 30 % der Betriebe sind auf Obst spezialisiert die anderen 70% haben neben Äpfel andere Pflanzenkulturen und Tierproduktion. [14]Die Hochstammbäume werden laut Ramseier nicht durch eine Bewässerungsanlage bewässert und die Früchte fallen vom Baum, sobald sie reif sind und werden vom Boden gepflückt.

Kohlenstoffdioxidbilanz der beiden Anbaumethoden

Die beiden Anbaumethoden unterscheiden sich auch im ihrer Kohlenstoffdioxidbilanz. Die Orangen aus Spanien haben eine CO2-Bilanz zwischen 0.82 und 0.67kg pro 1kg Orangen. Diese Werte hängen mit den verschiedenen Produktionssystemen zusammen, zum Beispiel mit den Faktoren Maschinen, Dünger und Pestizide. Biologisch angebaute Orangen haben eine tiefere Kohlenstoffdioxidbilanz als konventionell angebaute Orangen. Durch die Weiterverarbeitung des Orangensafts steigt die Bilanz auf über ein Kilogramm pro Liter an. [15]

Hochstammbäume Thurgau

Hochstammbäume Thurgau

Beim Apfel wird auf einen Hektar Apfelanbaufläche pro Jahr 5-6 Tonnen Kohlenstoffdioxid gebunden und nur etwa 3 Tonnen freigesetzt. Doch man muss noch den Anbau, die Lagerung, den Transport und Konsum mitrechnen, dann kommt man auf eine Kohlenstoffdioxidbilanz zwischen 0.3-0.4kg CO2 pro kg Äpfel. Auch hier spielen wieder die Faktoren Dünger und Pestizide eine Rolle und verschieben die Zahlen. Zählt man alle Faktoren zusammen, so kommt man auf 1.3kg CO2 pro Liter Apfelsaft. [16]

Die sozialen Bedingungen der Arbeiter

Im Bezug auf die sozialen Bedingungen zeigt sich Granini auf ihrer Webseite als guten Arbeitgeber, bei welchem viele Mitglieder schon seit mehreren Jahrzehnten miteinander arbeiten. Sie sind auch sehr stolz auf die Migliedschaft bei der Initiative SGF, SureGlobalFair, bei welchem man einen grossen Wert auf die Einhaltung des strikten Verhaltenskodex und die darin klar definierten Regeln hält[17]. Zu den klar definierten Regeln gehören ethische Arbeitsbedingungen, faire Handelsbedingungen und Nachhaltigkeit. Befasst man sich jedoch näher mit der Initiative, so trifft man auf einige Unreinheiten. Zum einen fordert die Initiative keinen existenzsichernden Lohn und die geltenden Richtlinien sind nicht auf die gesamte Lieferkette ausgeweitet[18]. Außerdem kontrollieren die Unternehmen sich selbst, denn im Präsidium sitzen neben Granini selbst[19] auch die Louis Dreyfus Commodities bei welchen schon viele Missstände in der Mitarbeitersicherheit festgestellt wurden[20].

Orangenplantage Brasilien

Orangenplantage Brasilien

Ramseier bezieht wie bereits erwähnt die Äpfel ausschliesslich von Bauern aus der Schweiz. Die Produzenten könne ihr Obst an den Landi-Betrieben anliefern und haben somit einen kurzen Transportweg[21]. Bei der Obsternte müssen in der Schweiz die Schweizer Arbeitsrechte eingehalten werden, nicht wie bei Granini. Ausserdem sind die Betriebe in der Schweiz im Vergleich mit den Orangenplantagen sehr klein und haben nicht so viele Arbeiter.

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, dass trotz höherem «rohem» Wasserverbrauch Apfelsaft nachhaltiger ist. Beim Apfelsaft, erhalten die Äpfel auf natürlichem Weg Wasser durch Regen und sie werden nicht bewässert. Zudem entstehen keine zusätzlichen Transportemissionen durch den Transport von Brasilien resp. Spanien, sondern nur kurze Transportwege, weil alle Äpfel in der Schweiz produziert werden. Die Hochstammkulturen in der Schweiz sind zudem wichtig für die Biodiversität in der Schweiz und bieten Platz für Vögel und Insekten. In Spanien/Brasilien hingegen wachsen die Orangen als Monokulturen auf riesiger Fläche. Auch bezüglich Arbeitsbedingungen schneidet Ramseier besser ab. In Zukunft wird es für Granini immer schwieriger Orangen anzubauen, aufgrund der Klimakrise, Verbesserungen im Bereich Wassertransport und Wurzel-Krankheiten sind unbedingt notwendig, aber auch Arbeitsbedingungen können verbessert werden zum Beispiel mit besserer Schutzkleidung gegen Pestizide.

 

Quellenverzeichnis:

[1]Eckes-Granini Group GmbH: „Geschäftsbericht 2019», URL: https://www.eckes-granini.com/fileadmin/eckesgranini/eckes-granini.com/PDFs/EGR_GB_2019_DE.pdf, Abruf am 13.12.2021

[2] Ramseier Suisse AG: « Nachhaltigkeit» , URL: https://www.ramseier.ch/herstellung/nachhaltigkeit/, Abruf am 13.12.2021

[3] Agiplan.ch «Neue Logistikplattform für Ramseier», URL: https://www.agiplan.ch/Neu2017/wp-content/uploads/2017/11/ramseier_logistikplattform.pdf Abruf am 13.12.2021

[4] Ralf Hartmann, Welche Lebensmittel haben den höchsten Wasserverbrauch? 29. April 2018

URL: https://www.cleanenergy-project.de/umwelt/ressourcenmanagement/welche-lebensmittel-verbrauchen-am-meisten-wasser-in-der-herstellung/ Abruf am 13.12.2021

[5] Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany, Die Auswirkung des virtuellen Wassers,30. September 2019, URL: https://www.bund.net/bund-tipps/detail-tipps/tip/die-auswirkung-des-virtuellen-wassers/, Abruf am 13.12.2021

[6] Wikipedia, «Granini», URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Granini, Abruf am 13.12.2021

[7] Jeffrey T. Lewis, In Brazil, Farmers Ripping Out Orange Trees, Wall Street Journal (June 13, 2013)

[8] FAOSTAT fao.org (27.11.2021)

[9] Futch, S., and Singermann A. An inside look at Brazil’s citrus production practices, Citrus Industry (January 2018)

[10] Fundecitrus, The 2021-2022 orange crop forecast for the São Paulo and West-Southwest Minas Gerais citrus belt, (May 27,2021)

[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Ramseier_Suisse

[12] lid.ch (27.11.2021)

[14] Bravin, E., and A. Kilchenmann. “Ländervergleich der Apfelproduktion.” Agrarforschung Schweiz 1 (2): 52 59 (2010).

[15] Unbekannt in: Assessing variability in carbon footprint throughout the food supply chain: a case study of Valencian oranges, 06 Januar 2019,  URL :https://link.springer.com/article/10.1007/s11367-018-01580-9, Abruf am 26.11.2021

[16] unbekannt in: Energiebilanz und CO2-Fußabdruck in der Nahrungskette, Der klimafreundliche Apfel von nebenan, URL:https://www.dlrrheinpfalz.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/f3b02579753cf01fc12574ea003ea950/57448A10F058B164C12579EA0023B28C/$FILE/PAS%20Innofrutta%2004_07_IF_Titelstoy.pdf , Abruf am 26.11.2021

[17] Rosa, Maria Elena: in: Internetseite Granini, 20.11.2021, URL: www.granini.ch/de/, Abruf am 25.11.2021.

[18] Bröcheler, Thomas: in: Internetseite 40 Jahre CiR, 23.11.2021, URL: https://www.ci-romero.de/label/105-sgf-sure-global-fair/, Abruf am 25.11.2021.

[19] SWR Marktcheck: in Reportage «Granini / Hohes C im Check: Saft-Imperium aus Rheinland-Pfalz | Marktcheck SWR», 28.08.2018, URL: https://www.youtube.com/watch?v=DMAQNd9PQZM, Abruf am 25.11.2021

[20] Adrià Budry Carbó: in Bittere Orangen, Realitäten, die uns die Industrie nicht zeigen will, Juni 2020, URL: http://stories.publiceye.ch/oranges-brazil/, Abruf am 25.11.2021

[21] RAMSEIER Suisse AG: in: Internetseite Ramseier, 27. Nov. 2021, URL: https://www.ramseier.ch/, Abruf am 27.11.2021

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