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Der Vergleich: Kuhmilch vs. Hafermilch 

Autoren: Thomas Bürki, Sarah Näf, Svenia Schellenberg, Benedikt Oeschger

Kuhmilch steht in der Kritik. Getadelt werden unteranderem der Flächenverbrauch, die Wassernutzung sowie die hohen Emissionen bei der Herstellung. Aus diesen und weiteren Gründen steigen immer mehr Menschen in der Schweiz auf pflanzliche Milchalternativen um. Ob diese Substitute die benannten Probleme verringern können und dabei die gleichen gesundheitlichen Vorteile bieten, wird in diesem Aufsatz anhand der schweizweit am meisten konsumierten Milchalternative, der Hafermilch, aufgezeigt.

Abb.1: Verschiedene pflanzliche Milchalternativen (22)

 

Nährstoffbilanz 

Tabelle 1: Vergleich der Nährstoffe von Hafer- und Kuhmilch (10)

Kuhmilch dient natürlicherweise als erste Nährstoffquelle für Kälber und enthält angesichts der vergleichsweisen nahen Verwandtschaftsbeziehung (4) viele für den Menschen notwendigen Makro- und Mikronährstoffe. Beispielsweise enthalten Milchprodukte sehr viel Kalzium (2), welches zum Aufbau der Knochen- und Zahnstruktur notwendig ist. Aufgrund der grossen Bandbreite an Nährstoffen kann der Konsum von Kuhmilch einer Mangelernährung vorbeugen (6). Hinsichtlich der ähnlichen Proteinstruktur sind Proteinquellen tierischen Ursprungs wie Casein für den Körper besser verwertbar. Hafermilch verfügt im Naturzustand über vergleichsweise weniger Nährstoffe (2). Gleichwohl weisst Hafermilch einige Vitamine und Ballaststoffe auf, welche in Milch nicht vorhanden sind (10) und beinhaltet kein Cholesterin, welches in hohen Mengen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht (10,11). Durch eine nachträgliche Beigabe vermindern Unternehmen Nährstoffdefizite, kompensieren diese jedoch meist nicht vollständig (3,10). Aufgrund der chemischen Zusammensetzung der pflanzlichen Milchalternativen, kann diese einfacher manipuliert werden und somit potenziell besser an die menschlichen Bedürfnisse angepasst werden. Einige Mikro- und Makronährstoffe kommen im Durchschnitt in einer höheren oder niedrigeren Konzentration vor als in konventioneller Milch (2,1). Ob eine Umstellung auf vegane Milch mit gesundheitlichen Vorteilen beziehungsweise Nachteilen korrelieret, ist unzureichend erforscht, weswegen kein endgültiges Fazit abgegeben werden kann.

In Tabelle 1 werden die Inhaltsstoffe verglichen, wobei der Durchschnitt dreier Oatly Produkte verwendet wurde (Oatly Oat Drink, Koko Dairy Free Original, Oatly Calcium).

Zu beachten ist, dass die Nährstoffe in Kuhmilch je nach Futtermittel, Rasse, Kuh und weiteren Faktoren schwanken können.

 

Wassernutzung 

Abb. 2: Eine Kuh trink bis zu 100 Liter Wasser am Tag (12,23)

Süsswasser wird in vielen Regionen der Welt immer knapper, wobei das durch den Klimawandel bedingte Schmelzen der Gletscher auch die zukünftige Süsswassersituation in der Schweiz unberechenbarer macht. Weltweit haben 2.1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberen und ständig verfügbaren Wasserquellen. Die Landwirtschaft verbraucht weltweit 70 Prozent der verfügbaren Wasservorkommen (13,14). In der Schweiz wird aufgrund des hohen jährlichen Niederschlags lediglich zwei Prozent des inländischen Süsswassers für die Agrarwirtschaft aufgewendet (12), wobei Importe nicht eingerechnet sind.  In Sachen Grundwasserverunreinigung zählt die CH-Landwirtschaft jedoch als Hauptverursacher, wobei Gülle, beziehungsweise die Fleisch- und Milchindustrie, den grössten Einflussfaktor darstellt (7). Da Konsumenten einen indirekten Einfluss auf den Wasserverbrauch und die Verschmutzung von Süsswasservorkommen haben, ergibt es Sinn, wasserintensive Konsumgüter und deren Substitute auf deren Einfluss zu prüfen und zu vergleichen.

Für die Herstellung von einem Liter Milch werden 700 Liter Wasser aufgewendet. Diesen grossen Wasserverbrauch lässt sich durch den Anbau der Futtermittel, den Eigenverbrauch der Kuh und den mit der Produktion und Verarbeitung verbundenen Aufwänden erklären (8). Zu beachten ist, dass je nach Berechnung, Quelle und geographischem Standort dieser Wert stark schwanken kann. Hafermilch hat dessen ungeachtet einen deutlich kleineren Wasserfussabdruck mit 38 Liter pro Liter (10).

 

Landnutzung 

Fünfzig Prozent der gesamten für den Menschen nutzbaren Landfläche wird bereits genutzt. Einbegriffen sind 37 Prozent, welche allein für die Landwirtschaft genutzt werden. Laut dem World Atlas of Desertification 2018 des Joint Research Centre der Europäischen Kommission sind von der weltweit nutzbaren Landfläche circa 75 Prozent bereits degradiert, wobei jedes Jahr die Fläche Europas hinzukommt (17,18). Wie gross der Anteil der Milchwirtschaft ist, konnte in diesem Bericht nicht evaluiert werden.

Abb. 3: Hafer (27)

Die für die Viehwirtschaft aufgewendete Fläche setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Einerseits wird Platz für die Kuh selbst gebraucht, wobei relativ gesehen der grösste Teil des benötigten Landes für den Anbau von Futtermittel aufgewendet wird. Im Schnitt wird ein Teil des Futters beziehungsweise des Kraftfutters im Ausland angebaut, was wiederum zur Abholzung der Regenwälder beiträgt. Total beträgt die für einen Liter Kuhmilch aufgewendete Fläche 8.9 Quadratmeter. Die benötigte Fläche für einen Liter Hafermilch liegt deutlich darunter mit 1.8 Quadratmeter (16). Dies bedeutet, dass für einen Liter Milch auf derselben Fläche circa 5 Liter Hafermilch hergestellt werden kann.

 

Klimabilanz 

Der tierische Milchsektor trägt mit ca. 4 % zu den globalen Emissionen bei (15). Dies ist approximativ äquivalent mit dem doppelten Emissionsbeitrag, welcher von Deutschland ausgeht (Emissionen durch Milchindustrie einbegriffen). Für die Milchindustrie wird Futtermittel produziert wie auch importiert, was mit einem gewissen Energieaufwand in Beziehung steht. Die im Futtermittel beinhaltete Energie wird wiederum nicht vollständig in die Milch übertragen. Der Wirkungsgrad liegt dabei unter 20 Prozent (19). Die Kuh selbst produziert bei der Verdauung Methan, wobei die Ausscheidungen im Normalfall zu Lachgas Emissionen führen. Diese Faktoren führen im globalen Durchschnitt zu CO2-Äquivalenten von 2.4 Kilogramm pro Liter Milch, wobei die Emissionen, die Transport, Verarbeitung und Lagerung der Milch in Molkerei und Handel verursachen, unberücksichtigt sind. (16). In der Schweiz liegen die Emissionen von der Landwirtschaft bis zum Supermarkt bei 1.36 Kilogramm CO2-Äquivalenten. Die meisten Hafermilch Produzenten beziehen ihren Hafer aus europäischen Staaten (16), wobei ein Trend zur lokalen Produktion erkennbar ist. Welcher Anteil der Transport an den gesamten Emissionen haben, konnte nicht evaluiert werden. Für einen Liter Hafermilch werden inklusive Transport 0.76 Kilogramm CO2 in die Umwelt entlassen (21). Dies entspricht einer Einsparung von 45 Prozent im Vergleich zu konventioneller Milch.

 

Fazit

Wer auf Hafermilch umsteigen will, weil er oder sie sich gesundheitliche Vorteile verspricht, kann aufgrund der jetzigen Faktenlage darauf verzichten. Eine Ausnahme stellen Individuen mit einem erhöhten Cholesterinspiegel dar, die in einem gewissen Masse von einer Umstellung profitieren können. Der Punkt, in welchem sich Hafer- und Kuhmilch deutlich unterscheiden, ist die ökologische Nachhaltigkeit. Hafermilch schneidet in Puncto CO2-Äquivalenten, Wasserverschmutzung, Wasser- und Bodennutzung deutlich besser ab als Kuhmilch. Aufgrund dieser Erkenntnisse stellt sich die Frage, wieso Milchalternativen nicht längst den Platz der konventionellen Milch eingenommen haben. Ökonomisch gesehen spielen dabei zwei Punkte eine wichtige Rolle. Einerseits liegt der Preis von Milchalternativen deutlich über dem von konventioneller Milch. Bei den zwei grössten Detailhändlern der Schweiz (Coop, Migros) ist die billigste Kuhmilch mit 1,03 CHF/Liter fast halb so teuer wie die günstigste Hafermilch mit 1.90 CHF/Liter (24,25). Dies liegt einerseits an der relativ kleinen Nachfrage sowie an den hohen Subventionen für Kuhmilch (26). Ein weiterer Punkt, der das Kaufverhalten der Konsumentinnen beeinflusst, ist der Geschmack. Dieser unterscheidet sich je nach Produkt stark von herkömmlicher Milch und stellt einen fundamentalen Faktor bei der Kaufentscheidung dar.

 

Quellen 
  1. Blickpunkt Ernährung, Milchbroschuere 2009, URL: http://www.ernaehrung-bw.info/pb/site/pbs-bw-new/get/documents/MLR.LEL/PB5Documents/ernaehrung/pdf/m/Milchbroschuere_2009.pdf,Abruf am 29.11.2021 
  2. Open Food Facts, Haferdrink Oatly, URL: https://de.openfoodfacts.org/produkt/7394376616129/haferdrink-oatly,Abruf am 29.11.2021 
  3. Oatly, URL: https://www.oatly.com, Abruf am 29.11.2021
  4. Wikipedia, Systematik der Säugetiere, URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Systematik_der_Säugetiere,Abruf am 29.11.2021 
  5. Statista, Wasserverbrauch von Kuhmilch und pflanzlicher Milch im Vergleich im Jahr 2018, URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1179343/umfrage/wasserverbrauch-von-kuhmilch-und-pflanzlicher-milch/,Abruf am 29.11.2021 
  6. Quarks, Sind Milchalternativen gesünder und umweltfreundlicher? , URL: https://www.quarks.de/gesundheit/ernaehrung/sind-milchalternativen-gesuender-und-umweltfreundlicher/,Abruf am 29.11.2021 
  7. Lehrmittelverlag Zürich, Die Quellen der Wasserverschmutzung, URL: https://www.lehrmittelverlag-zuerich.ch/Portals/1/Documents/lehrmittelsites/europa/europa_dowloads/210_Die_Quellen_der_Wasserverschmutzung.pdf,Abruf am 29.11.2021 
  8. Blog Energiedienst, Virtuelles Wasser, URL: https://blog.energiedienst.de/virtuelles-wasser/,Abruf am 29.11.2021 
  9. Handelsblatt, Pflanzenmilch – ein Hype mit Schattenseiten, URL:  https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/ernaehrung-pflanzenmilch-ein-hype-mit-schattenseiten/27211834.html,Abruf am 29.11.2021 
  10. Proveg International, Plant Milk Report, URL: https://assets.website-files.com/5d823789d06ccc3a4ca208f6/5e52e1c7eba259f5e73ebe96_PV_Plant_Milk_Report_281019-1%20(2).pdf,Abruf am 29.11.2021 
  11. Toppharm, Erhöhtes cholesterin, URL: https://www.toppharm.ch/krankheitsbild/erhohtes-cholesterin,Abruf am 29.11.2021 
  12. Swissmilk, Schweizer Milch, URL: https://www.swissmilk.ch/de/schweizer-milch/unsere-umwelt/das-wasserschloss-fuer-unsere-kuehe/?gclsrc=aw.ds&gclid=Cj0KCQiAkZKNBhDiARIsAPsk0Wim8EC4UvJ-Xo_bCoYGP7rlMIx9TTGTHOA5lsSzQ3AVaNhb8zdBTGIaApLOEALw_wcB Abruf am 29.11.2021
  13. Weltagrarbericht, Wasser, URL: https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/wasser.html,Abruf am 29.11.2021 
  14. IPCC, Klimawandel und Landsysteme, URL: https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2020/07/SRCCL-SPM_de_barrierefrei.pdf,Abruf am 29.11.2021 
  15. 13.Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, Einfluss von Milchleistung und Nutzungsdauer auf den Product Carbon Footprint von Milch bei ökologisch wirtschaftenden Betrieben in Süddeutschland, URL:  https://orgprints.org/id/eprint/26923/1/26923_menzel.pdf,Abruf am 29.11.2021 
  16. Albert Schweizer Stiftung, Ökobilanz Pflanzenmilch, URL: https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/oekobilanz-pflanzenmilch,Abruf am 29.11.2021 
  17. ZDF, Die Erde in der Zange, URL: https://www.zdf.de/nachrichten/heute/flaechenverbrauch-die-erde-in-der-zange-100.html,Abruf am 29.11.2021 
  18. Joint Research Center of the European Commission, World Atlas of Desertification, URL: https://wad.jrc.ec.europa.eu/download,Abruf am 29.11.2021 
  19. Universität Bern, Energie Fütterung Milchkühe, URL: https://www.gesunderinder.unibe.ch/milchkuehe/fuetterung/energie/,Abruf am 29.11.2021 
  20. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Energiesparen durch Energiebenchmark, URL:  https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwiCpoqa09T0AhVB_rsIHQTGBaMQFnoECAYQAQ&url=https%3A%2F%2Fdigitalcollection.zhaw.ch%2Fbitstream%2F11475%2F10293%2F2%2F2013_Buchli_Energiesparen-Energiebenchmark_Transfer.pdf&usg=AOvVaw3o8I8Ds7zr_MEdtgjxG-ON, Abruf am 29.11.2021
  21. WWF, Fleisch und Milchprodukte, URL: https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/fleisch-und-milchprodukte,Abruf am 29.11.2021 
  22. Deavita, Ist pflanzliche Milch gesünder als Kuhmilch? Das sollten Sie beachten!, URL: https://deavita.com/aktuelle-nachrichten-news/pflanzliche-milch-kuhmilch-pflanzenmilch-gesund-748646.html#google_vignette, Abruf am 15.12.21
  23. Ratgeber Faserplats, Wassermangel vermeiden dank Tank als eigene Quelle, URL: https://ratgeber.faserplast.ch/wassermangel-vermeiden-dank-tank-als-eigene-quelle/, Abruf am 15.12.2021
  24. Coop, . https://www.coop.ch/de/, Abruf am 15.12.21
  25. Migros, https://shop.migros.ch/de/supermarket/home, Abruf am 15.12.21
  26. Swissinfo, Schweizer Milchproduzenten steht das Wasser bis zum Hals, https://www.swissinfo.ch/ger/bauern-unter-druck_schweizer-milchproduzenten-steht-das-wasser-bis-zum-hals/44765724, Abruf am 15.12.21
  27. Liebe deinen Garten, Hafer, Liebe deinen garten | Evergreen Garden Care (lovethegarden.com), Abruf am 15.12.2021

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