Machen gemolkene Mandeln glücklich?
Geschrieben von: In Albon Sirin, Moser Carole, Bader Pascal, Pereira Rafael, Wüthrich Marco
Mandel-, Reis-, Cashew-, Sojamilch und so weiter und so fort. Wer schon einmal im Lebensmittelgeschäft vor einem Regal mit veganer Milch stand, weiss wie gross die Auswahl an Alternativen mittlerweile ist. Dies ist auch kaum verwunderlich in einer Zeit, in welcher vegane Ernährung in aller Munde ist und zunehmend an Beliebtheit gewinnt. Doch entlasten vegane Milchalternativen wirklich die Umwelt und wenn ja, hat diese Entlastung einen grossen Einfluss oder ist sie doch eher vernachlässigbar? Vegane Milchalternativen sollen auch verträglicher sein als herkömmliche Milch. Stimmt das, oder ist das bloss gutes Marketing?
Ist vegane Milch für mehr Menschen verträglich?
Laktose auch Milchzucker genannt ist eine Zuckerform, die natürlicherweise in Säugetier-Milch vorkommt, aber heutzutage auch diversen prozessierten Lebensmitteln zugegeben wird. Laktose wird im Dünndarm vom Laktase-Enzym gespalten und ist so verträglich für den Menschen. Leider gibt es viele Menschen, die zu wenige Laktase-Enzyme haben und deshalb an einer sogenannten Laktoseintoleranz leiden. Typische Symptome davon sind Blähungen, Krämpfe im Bauch, Übelkeit und Durchfall. In der Schweiz leidet ca. jede fünfte Person an einer Laktoseintoleranz. Über ganz Europa gesehen, beträgt dieser Wert schätzungsweise 5 – 10%. In grossen Teilen Asiens und Afrikas wird geschätzt, dass sogar 80-90% der Erwachsenen eine Laktoseintoleranz haben! Genaue Statistiken dazu gibt es allerdings nicht. Man vermutet, dass diese extremen Unterschiede aus mehreren Gründen entstanden sind. Zum einen gehören für Europäer Milchprodukte seit langer Zeit als fester Bestanteil zur Ernährung und in anderen Kulturen nicht. Andererseits wird die Unverträglichkeit auch weitervererbt, was wahrscheinlich in Zukunft auch in Europa zu mehr laktoseintoleranten Menschen führen wird.
Wie sieht es nun aber bei Hafer-, Mandelmilch und Co. Aus? Good News! Für alle laktoseintoleranten Leser*Innen: Vegane Milch-Alternativen sind immer laktosefrei, da sie meistens nur aus Getreide oder Nüssen und Wasser bestehen. Laktose kommt nur in tierischer Milch vor. Auch Menschen mit Glutenallergie dürfen sich freuen, denn glutenfrei sind die meisten veganen Milchalternativen auch, was sie für fast alle Menschen zum verträglichen Zusatz im Kaffee macht. Vorsicht ist geboten bei Milch-Alternativen aus Nüssen. Man schätzt das in Europa 1 – 2% (Tendenz zunehmend) der Leute an einer Nussallergie leiden. Viele davon sind nur gegen eine bestimmte Nuss Art allergisch, es kann jedoch auch zu Kreuzallergien zwischen verschiedenen Nüssen kommen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass eindeutig mehr Menschen an Laktoseintoleranz, als an einer Nussallergie leiden. Deshalb sind vegane Milch-Alternativen für mehr Menschen verträglich und bieten obendrauf eine grosse Vielfalt an verschiedenen Geschmäckern. Mit steigender Laktoseintoleranz und vermehrtem Wechsel zu einer weniger tierischen Ernährung werden vegane Milch-Alternativen die herkömmliche Milch wahrscheinlich immer verdrängen. Bei der Konsumentenfreundlichkeit schneiden die veganen Alternativen schon mal besser ab als herkömmliche Milch, doch, wie sieht es eigentlich in Bezug auf die Anbaufläche aus? Es braucht doch bestimmt mehr Platz als ein paar Kühe.
Wie viel Fläche wird verwendet für Bio-Milch und Milchalternativen?
Wir gehen in unserem Beispiel von Bio-Milch aus. Um als solche klassifiziert zu werden, sind vor allem folgende zwei Kriterien essentiell, denn diese sind gesetzlich vorgegeben und müssen erfüllt werden, damit eine Milch als Bio zertifiziert werden kann:
- Ausreichend Platz: Milch-Kühe brauchen mindestens 10.5 Quadratmeter (6 m2 Stallfläche und 4.5 m2 Aussenfläche) Fläche. Die Menge der Tiere pro Betrieb wird ebenfalls geregelt.
- Weidegang: Die Kühe brauchen regelmässigen Auslauf, dieser muss aber nicht zwingend auf einer Weide stattfinden.
Was bei tierischer Milch oft vergessen wird, ist das viel Anbaufläche aufgewendet werden muss, um das Futter für die Tiere zu produzieren. Was beim Bio-Milchvieh im Vergleich zur konventionellen Haltung dazukommt, ist die grössere Auslauffläche. Bei Bio-Milch wird also total deutlich mehr Fläche benötigt als bei konventionellen Betrieben!
Eine Studie hat gezeigt, dass für 1 Liter Kuh-Milch (aus konventioneller Haltung) 8.9 Quadratmeter benötigt werden. Für einen Liter Hafermilch hingegen nur 0.8 Quadratmeter. Bei Sojamilch 0.7 Quadratmeter, Mandelmilch 0.5 Quadratmeter und Reismilch 0.3 Quadratmeter.
Dies zeigt klar, dass es mehr Fläche braucht um 1 Liter Bio-Milch zu produzieren als 1 Liter Hafermilch (aber auch andere Milchalternativen).
Fairerweise muss man sagen, dass wir in der Schweiz viele Berggebiete haben, in denen es nicht möglich ist, etwas konventionell anzubauen. Daher müssen wir diese Flächen natürlich anders nutzen. Dies kann man mit Kühen, aber natürlich auch mit Ziegen und Schafen, relativ einfach gemacht werden. So kann Bio-Milch produziert werden, ohne Anbaufläche zu verschwenden.
Anbaufläche ist aber längst nicht alles. Ein medial heiss diskutiertes Thema in der Landwirtschaft stellt der Wasserverbrauch dar, wo stehen die veganen Milchalternativen denn hier im Vergleich mit tierischer Milch?
Wie viel Wasser wird verwendet für 1 Liter Bio-Milch und 1 Liter Milchalternative?
Bis jetzt sieht es ganz so aus als ob die veganen Milchalternativen besser abschneiden als Kuhmilch. Aber die Frage, welche man sich stellen sollte, ist, ob diese Milchalternativen eine bessere Ökobilanz im Vergleich zur Bio-Milch haben.
Laut einer Studie von der University of Oxford braucht eine Kuh ungefähr 600 Liter Wasser, um einen Liter Milch zu produzieren. Diese 600 Liter Wasser addieren sich aus dem Wasser, welches für das Futter der Kuh gebraucht wird und das Trinkwasser für die Kuh.
Besser sieht der Wasserverbrauch für Bio-Milch aus. Für diese werden rund 15% weniger Wasser benötigt. Dies hauptsächlich aufgrund des Fakts, dass für Futter von Bio-Kühen rund 20 % weniger Wasser gebraucht wird. Für einen Liter Bio-Kuhmilch werden somit etwa 510 Liter Wasser verbraucht.
Die Milchalternativen schneiden da deutlich besser ab. Mandelmilch ist von diesen vier ausgewählten Milchalternativen, diejenige mit dem höchsten Wasserverbrauch. Trotzdem liegt der Wasserverbrauch für 1 Liter Mandelmilch bei 370 Litern Wasser und damit im Schnitt fast 150 Liter tiefer als bei der Biokuh-Milch.
Die bessere Alternative ist ganz klar die Sojamilch. Der Wasserverbrauch eines Liters Sojamilch beträgt nur läppische 28 Liter Wasser!
Zusammenfassend kann man sagen, dass schon sehr gute Milchalternativen existieren, welche in der Kategorie Wasserverbrauch deutlich besser abschneiden als die Bio-Milch. Die Differenzen des Wasserverbrauchs der Kuhmilch und von den verschiedenen Milchalternativen ist enorm.
Für diejenigen unter Ihnen die bis jetzt noch nicht von veganen Milchalternativen überzeugt sind packen wir noch ein Argument obendrauf.
Biomilch oder vegane Milchalternativen; Was ist besser Haltbar?
Um den Unterschied zwischen der Haltbarkeit von Bio-Milch und den Milchalternativen zu unterscheiden, ist es wichtig zu wissen, dass die Haltbarkeit nicht davon abhängt, ob die Milch Bio oder konventionell produziert wurde. Unterschiede in der Haltbarkeit verschiedener Milchsorten werden in verschiedenen Produktionsverfahren bestimmt. Dabei kommt es darauf an, ob die Milch pasteurisiert, homogenisiert, mikrogefiltert oder ultrahocherhitzt wird.
Durch verschiedene Produktionsverfahren werden die Anteile an Bakterien und anderen Mikroorganismen, welche für die Verwesung der Milch verantwortlich sind, unterschiedlich intensiv reduziert. Zum Beispiel ist die ultrahocherhitzte Milch (150 Grad) im geschlossenen Karton auch ungekühlt mehrere Monate haltbar, während pasteurisierte Milch (75 Grad) im Kühlschrank bis zu zehn Tagen haltbar ist.
Die Herstellungsvarianten (Bio oder Konventionell) lassen sich also im Haltbarkeitsvergleich gleichbehandeln, da die Unterschiede der Anteile an Bakterien und anderen Mikroorganismen, wenn überhaupt, marginal ausfallen.
Milchalternativen haben im Gegensatz zur tierischen Milch einen kleineren Anteil an Fetten und Proteinen, was automatisch eine längere Haltbarkeit zur Folge hat. Allerdings muss auch in diesen Fällen beachtet werden, dass unterschiedliche Milchalternativen verschiedene Anteile an Fetten und Proteinen aufweisen. Zum Beispiel haben Mandel- und Hafermilch eine gleich lange Haltbarkeit, während Sojamilch aufgrund eines erhöhten Eiweissanteils schneller kaputt geht.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass Milchalternativen durchaus länger haltbar sind, wenn man sie mit pasteurisierter („normaler“) Milch vergleicht.
Fazit
In allen unserer vier Fragestellungen, haben die veganen Milchalternativen besser abgeschnitten. Sie sind besser verträglich für Menschen mit gewissen Nahrungsmittelintoleranzen, wobei hier gerade im Bereich von Nussallergien Vorsicht geboten werden, muss. Sowohl in Bezug auf Anbaufläche wie auch Wasserverbrauch sind vegane Milchalternativen effizienter als herkömmliche Milch. Bezüglich Haltbarkeit muss von Fall zu Fall (verschiedene Aufbereitungsprozesse) unterschieden werden. Im Vergleich mit pasteurisierter Kuhmilch schneiden die Alternativen dennoch besser ab.
Worauf warten Sie noch? Verfeinern Sie ihren nächsten Kaffee doch mit Mandelmilch oder wie wäre es mit einer leckeren Sojamilch Eiscreme. Denn neben den oben genannten Vorteilen, bringen vegane Milchalternativen auch mehr geschmackliche Diversität in die eigene Küche!
Quellen:
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“Ist vegan gleich laktosefrei?”, in Internetseite vegpool, URL: https://www.vegpool.de/magazin/ist-vegan-laktosefrei.html, Abruf 24.11.2021
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Müller, Babett: “Was ist Biomilch?”, in Internetseite green-lifesyle-magazin, 12.02.2020,URL: https://green-lifestyle-magazin.de/was-ist-biomilch/#:~:text=%20Vorschriften%20f%C3%BCr%20Biomilch-Betriebe%20%201%20Ausreichend%20Platz%3A.,Tiersch%C3%BCtzern%20verp%C3%B6nte%20Anbindehaltung%2C%20die%20die%20Bewegungsfreiheit…%20More%20, Abruf 29.11.2021.
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Ahrens, Sandra: ‘’Wasserverbrauch von Kuhmilch und pflanzlicher Milch im Vergleich 2018’’, in: Internetseite Statista, 07.05.2021, URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1179343/umfrage/wasserverbrauch-von-kuhmilch-und-pflanzlicher-milch/, Abruf am 11.12.2021.
file:///C:/Users/pasca/AppData/Local/Temp/Milch-Bio-oder-konventionell.pdf file:///C:/Users/pasca/AppData/Local/Temp/N%C3%A4hrwerte-Milch-und-Milchalternativen.pdf
NDR- Redaktion: „Milch: Welche Unterschiede gibt es bei den Sorten“ in Internetseite NDR, 02.12.2021, URL: https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Milch-Sorten-im-Vergleich,milch207.html Abruf am 11.12.2021
Christina Liersch: „Daran erkennen Sie verdorbene Pflanzenmilch“ Internetseite vital, 21.04.2021, URL: https://www.vital.de/news/haltbarkeit-von-hafermilch-und-co-so-erkennen-sie-schlechte-milch-275.html Abruf am 11.12.2021
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