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Blog 9

Zielgruppe: Breite Bevölkerung – Zeitung Coop/Migors

Bäume und Landwirtschaft – Die Kombination für die Zukunft

Die Agroforstwirtschaft ist eine alternative aber oft unbekannte Form der Landwirtschaft. Sie kombiniert die Anpflanzung von holzig wachsenden Pflanzenarten wie Bäumen mit konventionellen landwirtschaftlichen Praktiken und hat die Erhaltung der natürlichen Ressourcen zum Ziel. Die ökologischen Vorteile der Agroforstwirtschaft gegenüber der konventionellen Landwirtschaft sind verblüffend.

Um sich dieses System besser vorstellen zu können, sehen Sie unten zwei Bilder, die zwei verschiedene Arten der Agroforstwirtschaft illustrieren.
Das Bild links zeigt einen Olivenhain mit tiefwüchsigen Sträuchern, welche das Wachstum der Bäume verbessern. Die zwei verschiedenen Arten sind dabei auf der gleichen Fläche, tragen aber nicht zur gleichen Zeit Früchte. Neben der Kombination zwischen Kulturpflanzen gibt es auch die Möglichkeit, die Viehhaltung mit Bäumen zu kombinieren, wie auf dem rechten Bild sichtbar.

Olivenbäume in Kombination mit niederwüchsigen Sträuchern (M. Casagrande, Sardinien)

Kombination aus Bäumen und Viehhaltung. (PK Ramachandran Nair, Florida)

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Agroforstwirtschaft verbindet die ökonomische, ökologische und soziale Dimension der Nachhaltigkeit und ermöglicht deren nachhaltige Aufrechterhaltung über einen langen Zeitraum. Möchten Sie daher nicht auch mehr über dieses vielversprechende System erfahren?

Welche Vorteile bringt die Agroforstwirtschaft mit sich?

Die Agroforstwirtschaft bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Die Bäume schützen den Boden vor heftigen Niederschlägen und tragen dazu bei, dass weniger Wasser oberflächlich abfliesst. Dadurch bleiben die mit dem Wasser wegfliessenden Nährstoffe im Boden erhalten und auch in den folgenden Jahren kann mit einer guten Ernte gerechnet werden. Es konnte auch gezeigt werden, dass bei Agroforstwirtschaft mehr Insektenarten vorkommen wie bei der konventionellen Landwirtschaft. Gerade das Gegenteil ist der Fall für Verderben bringende Schädlinge und Krankheiten. Diese kommen bei der Agroforstwirtschaft seltener vor.

Das Resultat ist simpel nachvollziehbar: Weniger Pestizide und andere umweltgefährdende Stoffe müssen eingesetzt werden. Dies gilt auch für Düngemittel. Der Effekt davon ist eine reduzierte Wasserverschmutzung . Zahlreiche Tierarten wie Vögel, Amphibien oder Reptilien  profitieren von diesen Systemen und tragen zu einer erhöhten Biodiversität bei.

Neben all diesen und weiteren ökologischen Vorteilen gibt es auch ökonomische und soziale. Die diversen Produkte bieten einen Vorteil insbesondere in Zeiten, wo sich Preise ändern. Das Einkommen hängt nicht von einer einzigen Art ab und kann daher höher ausfallen wie bei einem konventionellen System. Somit kann Agroforstwirtschaft zu einer Reduktion der Armut und Mangelernährung beitragen und die Selbstversorgung fördern.

Was sind die Schwierigkeiten der Agroforstwirtschaft?

Die Agroforstwirtschaft bringt nicht nur Vorteile mit sich. Bauern haben oft mit dem Wechsel von konventioneller Landwirtschaft zur Agroforstwirtschaft Schwierigkeiten. Das System der Agroforstwirtschaft ist komplexer und die Bauern benötigen mehr Wissen für die Umsetzung. Ausserdem bringt der Wechsel auch Unsicherheiten über zukünftige Erträge und Einkommen mit sich. Der Aufbau eines solchen Systems geht nicht von heute auf morgen und der ganze Aufwand darf nicht unterschätzt werden. Es lohnt sich für den Bauern deshalb nur, wenn der Besitz des Landes klar geregelt ist. In vielen Entwicklungsländern ist dies aber oftmals nicht der Fall. Aus einer ökonomischen Perspektive lohnt sich die Agroforstwirtschaft nicht für alle Nutzpflanzen. So erzielen Bananen im Monokulturanbau ein höheres Einkommen als in einem Agroforstwirtschaftssystem. Im agroforstwirtschaftlichen System werden die Bananenstauden mit höheren Bäumen kombiniert. Diese nehmen den Stauden einen Teil des Sonnenlichts weg, was zu einem reduzierten Wachstum führt.

Zukunftsperspektiven

Ein grosser Teil der heute produzierten Nahrung stammt aus riesigen Plantagen, wie z.B den riesigen Maisfeldern inmitten der USA oder aus gigantischen Sojaplantagen in Brasilien. Aber auch im näher gelegenen Frankreich sind Monokulturen, wie das auf dem Bild sichtbare Weizenfeld, verbreitet. Die Umstellung solcher industriell bewirtschafteten Systeme auf Agroforstwirtschaft ohne eine massive Verteuerung der Produktion könnte ziemlich schwierig sein.

Dennoch dürfen die vielen Vorteile der Agroforstwirtschaft nicht vergessen werden. Diese Art der Nahrungsmittelproduktion sollte in Zukunft weiter praktiziert und das Potential ausgeschöpft werden. Auf der Erde herrschen sehr unterschiedliche klimatische Bedingungen und die Unterschiede in der Anpflanzung verschiedener Arten und Sorten ist enorm. Deshalb werden verschiedene Konzepte benötigt und den Bauern muss gezielt bei der Umsetzung geholfen werden. Für viele Kleinbauern könnte die Agroforstwirtschaft in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen. Vor allem wegen der ökologischen Vorteile wäre dies wünschenswert. Dabei liegt auch beim Konsumenten eine grosse Verantwortung, indem er sich für Produkte aus nachhaltigem Anbau entscheidet, wie zum Beispiel aus der Agroforstwirtschaft.

Wollen wir lieber eine Monokultur oder eine diverse Agroforstwirtschaft? Die Zukunft ist in unseren Händen.

Agroforstwirtschaftsystem: Weizen wird mit Apfelbäumen gemischt (Agroscope, F.Sereke)

Industrielle Weizenernte in Frankreich (Envato Elements)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Referenzen

Moguel, P. & Toledo, V. M. Biodiversity conservation in traditional coffee systems of Mexico. Conserv. Biol. 13, 11–21 (1999).

Altieri, M. A. & Nicholls, C. I. The simplification of traditional vineyard based agroforests in northwestern Portugal: some ecological implications. Agrofor. Syst. 56, 185–191 (2002).

Ramachandran Nair, P. K. The coming of age of agroforestry. Journal of the Science of Food and Agriculture vol. 87 1613–1619 (2007).

Krummenacher, J., Maier, B., Huber, F. & Weibel, F. Ökonomisches und ökologisches Potenzial der Agroforstwirtschaft. 15, 132–137 (2008).

Cubbage, F. et al. Comparing silvopastoral systems and prospects in eight regions of the world. Agrofor. Syst. 86, 303–314 (2012).

Envato Elements, https://elements.envato.com/fr/harvester-machine-to-harvest-wheat-field-working-c-UET8QR7

Agroscope, F.Sereke, https://www.bioaktuell.ch/pflanzenbau/nachhaltigkeit/agroforst.html (2016)

 

 

Für den Bericht wurden noch weitere Quellen benutzt, diese sind alle im Factsheet aufgelistet. Das Factsheet finden Sie unter folgendem Link: https://polybox.ethz.ch/index.php/s/utK22wUHVB4lOoU

 

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