Brasiliens Ausbeutung des Amazonas
Am Anfang der Kette der Ausbeutung des Amazonas steht das Bevölkerungswachstum. Aufgrund der zunehmenden Bevölkerung steigt der Druck auf die Fleischindustrie und Sojaproduzenten und -produzentinnen. In diesen beiden Industriezweigen gilt Brasilien als einer der Hauptexporteure. Auf grössere Nachfrage folgt unter anderem eine grössere Produktionsfläche. Da der Landpreis im Amazonasgebiet sieben Mal tiefer ist als im nördlichen Teil Brasiliens, muss der Regenwald Platz machen für Agrarflächen. Der Regenwald verschwindet unter dem Deckmantel der “Entwicklungshilfe”, einerseits da die westlichen Staaten den boomenden Agrarexport als eine solche Hilfe wahrnehmen, und andererseits weil die Regierung Brasiliens schützend die Hand darüber legt.
Doch der Amazonas wird nicht nur durch legale Rodungen dezimiert, auch Illegale sind ein schwerwiegender Faktor. Nach dem Wechsel des brasilianischen Präsidenten änderte sich die umwelt-und agrarpolitische Ausrichtung der Regierung, vor allem im Bereich des Umweltschutzes oder im Umgang mit natürlichen Ressourcen, die durch illegalen Holzschlag ausgenutzt werden. Das Wirtschaftssystem der aktuellen Regierung sieht den Amazonas als Ressource, die man vollständig nutzen muss.
Brasilianische Untätigkeit
Nachdem der Waldverlust zwischen 2004 und 2012 abgenommen hat, ist er ab 2015 mit dem Beginn der grössten ökonomischen Krise in Brasilien unkontrolliert angestiegen. Dies lässt sich auf Folgendes zurückführen: Um der Krise entgegenzuwirken hat der im Jahre 2016 gewählte Präsident Michel Temer einige Massnahmen eingeführt, welche die Reduktion des Waldverlustes entschleunigten. Im November 2018 wurde Jair Bolsonaro zum Präsidenten gewählt, dessen Schwerpunkt in der Landespolitik nicht auf der Erhaltung, sondern auf dem grösstmöglichen Nutzen des Amazonas liegt. Das grundlegendste Beispiel dafür ist, dass wichtigen Umweltinstitutionen und -programmen das Budget ab 2019 stark gekürzt wurde. Dies betrifft unter anderem zwei der wichtigsten Institutionen, die für die Erhaltung des Amazonas einstehen. Es handelt sich dabei um die Institutionen IBAMA (brasilianische Umweltbehörde) und Instituto Chico Mendes (Institut für Biodiversitätserhalt). Durch die Budgetkürzungen fehlten ihnen somit die Mittel, um zum Beispiel Monitoring oder Überwachung durchzuführen, die unter anderem im Kampf gegen illegale Rodungen von grosser Bedeutung sind.
Was kann dagegen unternommen werden? Schon einige Jahre gibt es unzählige Institutionen und Organisationen in Brasilien, welche sich für die Umwelt und explizit auch für den Erhalt des Amazonas einsetzen (wollen). Dabei können sie nur erfolgreich sein, wenn sie vom Staat mit finanziellen Mitteln unterstützt werden. In Brasilien muss sichergestellt werden, dass die Politik den Erhalt des Waldes nicht beeinträchtigt. Zusätzlich darf die Zukunft des Amazonas nicht als Verhandlungsmittel für verschiedene politische Interessen genutzt werden.
Indigene Bevölkerung als Vorbilder nachhaltiger Bewirtschaftung
Die Bedürfnisse und das Konsumverhalten der indigenen Bevölkerung veränderte sich im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte. Ein Grund dafür ist das veränderte Angebote an Gütern, aber auch die erhöhten Aktivitäten in ihren Territorien. Dazu zählen Rodungen und Goldgrabungen von Personen nicht indigenen Ursprunges, die häufig illegal in den indigenen Schutzgebieten ihr Unwesen treiben. Diese Umstände verändern den Lebensraum der indigenen Völker und velangen von ihnen Anpassungen beim Anbau, bei der Jagd und beim Sammeln von Nahrungsmitteln.
Die Herausforderungen dieser Völker im brasilianischen Amazonas und die Bewahrung der nachhaltigen Lebensweise sind gross. Nicht nur die veränderten Anbaumethoden, sondern auch der Rohstoffabbau und unkontrollierbare Feuer haben negative Einflüsse auf die lokale Biodiversität und Leistungen des Amazonas, von denen die indigenen Völker profitieren. Brandrodungen, die durch die politischen Voraussetzungen noch verstärkt und vom Präsidenten sogar gefördert werden, sind vor allem im brasilianischen Teil des Amazonas eine grosse Herausforderung.
Die Lebensweise der indigenen Völker, die über zahlreiche Generation sich entwickelt hat, zeichnet sich durch eine nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung des Amazonas aus. Dieses traditionelle ökologische Wissen kann als Vorbild einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Amazonas dienen.
Nachhaltige Bewirtschaftung als Chance für Braslilien
Der Amazonas hat eine sehr wichtige Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel, deshalb wäre es für die gesamte Welt von Vorteil, wenn dieser nachhaltiger bewirtschaftet werden würde. Unsere Vermutung ist, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung auch einen direkten positiven Einfluss auf das BIP (Bruttoinlandsprodukt) und die wirtschaftliche Entwicklung von Brasilien hätte: Die Landwirtschaft würde effektiver werden und somit könnte mehr produziert werden, ohne zusätzliche Landfläche zu benötigen. Das traditionelle ökologische Wissen und die wechselnden Anbausysteme der indigenen Völker könnten die Grundlagen für eine solche nachhaltige Nutzung des Amazonas bieten. Es ist dringend nötig von den heutigen Anbaumethoden und der Ausbeutung in dieser Region loszukommen und vom Wissen der indigenen Völker über einen nachhaltigen Umgang mit diesem fragilen Ökosystem zu profitieren.
Referenzen
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