Der Wald beeinflusst das Klima
“Wald” und “Klima” sind Begriffe, die immer wieder zusammen auftauchen. Doch wie hängen diese beiden Begriffe zusammen? In einem tropischen Wald wachsen ganz andere Pflanzen, als in den heimischen Wäldern. Jede*r der*die schon einmal in einem tropischen Wald war weiss, dass die Gerüche und die Atmosphäre ganz anders sind, als in einem Wald der mittleren Breiten. Aber wirken sich diese Unterschiede auf das Klima aus? Und inwiefern unterscheiden sich die Wälder der Welt?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, muss man sich zuerst bewusst machen, dass es auf dieser Welt eine Vielzahl verschiedener Klimazonen gibt. In jeder Klimazone sind die Witterungen und Temperaturen sehr unterschiedlich. Dadurch gibt es sehr trockene, heisse Wüstenregionen, sehr kalte Regionen und Regionen mit gemässigtem Klima, wie bei uns. Dies hat zur Folge, dass auch die Vegetation je nach Klimazone stark variiert. Unser heimischer Wald unterscheidet sich von einem Regenwald in Südamerika, aber auch von einem borealen Wald in Sibirien.
Wälder haben im Allgemeinen einen grossen Einfluss auf globale Kreisläufe. Für die Regulation des Kohlenstoff- sowie des Stickstoffkreislaufes spielen Wälder eine wichtige Rolle. Abholzung durch den Menschen stellt deshalb einen dramatischen Eingriff dar – nicht nur in das Ökosystem Wald, sondern auch in globale Kreisläufe. Bei der Abholzung werden Kohlenstoff und Stickstoff freigesetzt. Wenn diese Nährstoffe in die Atmosphäre gelangen, agieren sie als Treibhausgase. Folglich hat die Abholzung des Waldes einen einschneidenden Einfluss auf die globalen Kreisläufe und dadurch auch auf das globale Klima.
Umgekehrt hat das Klima in den sehr unterschiedlichen Regionen unseres Planeten grossen Einfluss auf die Pflanzenwelt. Es sind Pflanzengemeinschaften entstanden, die an die jeweiligen Bedingungen angepasst sind und so sehen wir heute Nadelwälder im Norden, Mischwälder in den mittleren Breiten und Regenwälder um den Äquator. Der Wald hat je nach Region eine andere Rolle: Die tropischen Wälder kühlen das Klima, indem sie Wasser verdunsten und damit Wolken bilden. Im Gegensatz dazu erwärmen die Nadelwälder im Norden das Klima. Die dunklen Nadeln der Bäume nehmen viel Wärme auf, was es ihnen ermöglicht, im kalten Norden wachsen zu können. Wir spüren die wärmende Wirkung dunkler Farbe beispielsweise im Sommer, wenn wir ein schwarzes T-Shirt tragen.
Die eben erwähnten Nadelwälder werden in der Fachsprache boreale Wälder genannt. Die Böden der Regionen, in denen sie wachsen, sind normalerweise kalt und haben sehr viel Methan gespeichert. Wenn der dauerhaft gefrorene Boden in Folge des Klimawandels taut, wird Methan freigesetzt. Methan ist ein wirksames Treibhausgas, das 28 mal stärker als Kohlenstoffdioxid wirkt. Die Freisetzung von CO2 beschleunigt den Klimawandel. Die Abholzung von borealem Nadelwald trägt dazu bei, weil dabei Kohlenstoff aus dem Waldboden freigesetzt wird.
Die tropischen Wälder haben einen kühlenden Effekt auf das regionale Klima. Dabei spielen zwei Prozesse eine Rolle. Einerseits betreiben die Blätter der Bäume fleissig Photosynthese. Dadurch nehmen sie 95 Prozent der Strahlung von der Sonne auf. Die Luft unter dem Blätterdach bekommt folglich nur wenig Sonnenstrahlung ab und bleibt kühler. Der zweite kühlende Effekt kommt durch das Wasser. Die Verdunstung von Wasser braucht Energie. Diese Energie wird in Form von Wärme aufgenommen. Dies können wir uns wieder anhand von einem T-Shirt vorstellen: Wenn man das T-Shirt nass macht, fühlt es sich kalt an, weil es dem Körper Wärme entzieht. Im Laufe der Zeit trocknet es, da alles Wasser verdunstet. Wie beim Körper entzieht das Wasser auch der Luft Wärme und kühlt sie damit ab. Die Abholzung von Wald führt dazu, dass es regional wärmer wird.
Die Wälder der Erde haben somit ganz unterschiedliche Effekte auf das regionale Klima. Boreale Nadelwälder wirken wärmend, tropische Regenwälder kühlend. Dabei lässt sich aber ein gemeinsames Muster erkennen: Wälder wirken ausgleichend auf das jeweilige regionale Klima. Aufgrund des Klimawandels gibt es zunehmend stärkere regionale Extremtemperaturen. Um weiterhin in einer freundlichen Umwelt leben zu können, wird es immer wichtiger, diese Extreme abmildern zu können. Dafür müssen die Wälder erhalten bleiben und geschützt werden.
Autor*innen: Samira Felber, Laurent Meisel, Jessica Langer
Zielgruppe: Tagesschau-Publikum
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