APFEL- ODER ORANGENSAFT ZUM APÉRO?
Mathias Lampart, Noemi Beeler, Johanna Heuberger, Lea Forster, Timothée Gaspoz, Mirjam Estermann
Ein Glas Saft an einem Apéro ist schnell getrunken, aber bis das Getränk in unseren Gläsern ist, liegt schon ein weiter Weg hinter ihm, welcher – wie fast alles in unserem Alltag – unweigerlich mit der Ressource Wasser verbunden ist. Wie viel Wasser aber wirklich für die Herstellung von einem Liter Orangensaft, beziehungsweise einem Liter Apfelsaft benötigt wird, finden wir auf keiner Verpackung. Um sich für das Apérogetränk mit tieferem Wasserbedarf entscheiden zu können, bedarf es also einer umfassenderen Analyse.
1. Anbau
Ganz am Anfang der Lebensmittelkette steht die Landwirtschaft. Im Anbau der Früchte wird das Wasser in erster Linie für die Bewässerung eingesetzt. Die Menge hängt hierbei stark von klimatischen Bedingungen ab.
Frische Orangen für den europäischen Markt stammen aus der warmen Mittelmeerregion wo ein Kilo Orangen etwa 40 – 50 Liter künstliche Bewässerung benötigt. Die Konzentrate für den Orangensaft stammen zu 80% aus Brasilien. [1] Hier braucht man für ein Kilo Orangen weniger als 10 Liter, da der Niederschlag fast ausreicht für die Orangenproduktion. Aus diesem Kilo Orangen kann 0.45 Liter Orangensaft gewonnen werden, was umgerechnet immer noch 22 Liter Wasser künstliche Bewässerung für 1 Liter Orangensaft bedeutet. Wer seinen Orangensaft aus europäischen Orangen frisch presst, verbraucht pro Liter Saft dementsprechend mindestens viermal so viel Wasser wie jemand, der Orangensaft aus Konzentrat geniesst. [2]
Äpfel wachsen im Gegensatz zu Orangen auch in unserem Breitengraden gut, weshalb der Apfelsaft, welcher in der Schweiz konsumiert wird, vorwiegend aus Schweizer Fallobst besteht. Dieses wächst auf Hochstammbäumen und wird zusammen mit dem Überschuss aus der Tafelproduktion zu Apfelsaft verarbeitet. Die künstliche Bewässerung von Apfelbäumen ist stark von deren Grösse abhängig und wird mit der zunehmenden Erwärmung und trockeneren Sommer, auch in der Schweiz zu einem immer grösseren Thema. Für Hochstammbäume, welche dank kräftigen Wurzeln nicht so stark von Trockenheit gefährdet sind, wie Tafelobstbäume, reicht der natürliche Niederschlag momentan noch aus, weshalb in der Apfelsaftproduktion auf eine künstliche Bewässerung verzichtet werden kann. Würde man aber den Most nur aus dem Tafelobst gewinnen, sähe die Wasserbilanz ganz anders aus: Für ein Kilo Äpfel wird in Apfelplantagen mit 300 Liter Wasser aus künstlicher Bewässerung gerechnet, was 370 Liter Wasser pro Liter Apfelsaft entspricht. [3]
Obwohl aus 1kg Äpfel mehr Saft gewonnen werden kann als aus Orangen, wäre der Wasserverbrauch für 1 Liter Saft dann also grösser.
2. Transport und Verarbeitung
Mit den Ernten ist der Weg des Saftes aber noch lange nicht zu Ende.
Der Orangensaft aus Brasilien wird grösstenteils direkt vor Ort zu Konzentrat verarbeitet, eingefroren und von dort mit riesigen Saft-Tankern nach Europa transportiert. [4] Bei der Konzentratherstellung und anschliessenden Aufbereitung wird ebenfalls wieder Wasser verwendet. Der Anteil ist im Vergleich zur Bewässerung jedoch klein und durch die Reduktion auf beinahe 1/8 des ursprünglichen Volumens, kann der weite Transportweg von Brasilien nach Europa dafür mit relativ geringem Energieaufwand zurückgelegt werden. [5]
Die Lagerung von Säften in Form von Konzentrat spielt nicht nur beim Orangensaft, sondern auch beim Schweizer Apfelsaft eine Rolle. Alles, was nicht direkt nach den Pressen zu Saft verarbeitet und abgefüllt werden kann, wird zu Konzentrat verarbeitet. [7] Auf diese Weise können Schweizer Unternehmen Ungleichmässigkeiten in der Ernte ausgleichen und in schwachen Jahren auf die Reserven des Vorjahres zurückgreifen. Importe aus dem Ausland werden dadurch überflüssig. Der Wasserverbrauch bei der Konzentratherstellung wird ausserdem reduziert indem das Wasser, welches anfällt, zum Waschen der Äpfel verwendet wird. [8] In einem zweiten Reinigungsdurchgang werden sie allerdings noch einmal mit Trinkwasser abgeduscht. Genaue Angaben zum Wasserverbrauch beim Waschen der Äpfel sind nicht leider vorhanden. [9]
Wie in der Abbildung 3 sichtbar, ist der Wasserverbrauch (blau) ein wichtiger Faktor in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Säfte. Es ist aber nicht zu vergessen, dass auch andere Komponenten einen entscheidenden Einfluss auf unsere Umwelt haben. Der ökologische Fussabdruck von Apfelsaft ist nicht nur wegen dem kleineren Wasserverbrauch halb so gross wie der von Orangensaft. Der Transport zum Einzelhandel (grün), spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Dieser Anteil ist bei Direktsaft grösser als bei Saft aus Konzentrat und bei Frischorangen am grössten.
3. Fazit
Abschliessend kann man sagen, dass der Apfelsaft im Vergleich des Wasserverbrauchs besser abschneidet, da der Schwerpunkt ganz klar auf der künstlichen Bewässerung liegt und die Hochstammbäume momentan noch ohne zusätzliches Wasser auskommen. Da nicht nur der Orangensaft, sondern auch Apfelsaft zum Teil aus Konzentraten hergestellt wird und die hierbei verlorene Wassermenge im Vergleich zur Bewässerungsmenge sehr klein ist, kann diese beim Vergleich der Säfte vernachlässigt werden. Der Orangensaft, welcher aus Brasilien importiert wird, schneidet (trotz viel kleinerem Wasserverbrauch bei der Orangenproduktion in Brasilien als im Mittelmeerraum) schlechter ab. Dieser Aspekt wird auch in der obigen Grafik sichtbar. Ein Blick auf den Wasserverbrauch in unseren Apfelplantagen zeigt aber, dass künstliche Bewässerung bei Äpfeln sehr intensiv sein kann und die Schweizer Mostproduktion bei anhaltender Klimaerwärmung nicht mehr lange auf diese Massnahme verzichten wird. Apfelsaft kann also im Moment als wassersparenderes Apérogetränk empfohlen werden, wie es in der Zukunft aussieht, ist aber noch ungewiss.
4. Quellen
- Lichterbeck, Philipp: “Unter welchen Bedingungen Orangensaft produziert wird”, in Internetseite: tagesspiegel.de, 17.04.16, URL: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/saftige-geschaefte-unter-welchen-bedingungen-orangensaft-hergestellt-wird/13457822.html, Abruf am 19.11.20
- Transfair, Unterrichtseinheit Orangensaft, in: Internetseite bayern-einewelt.de, URL https://www.bayern-einewelt.de/service/dokumente/Transfair-2010_Unterrichtseinheit_O-Saft.pdf , Abruf am 19.11.2020.
- Lid, “Äpfel zum Trinken: Most”, in: Internetseite lid.ch, URL https://www.lid.ch/medien/dossier/detail/artikel/4-aepfel-zum-trinken-most/, Abruf am 19.11.2020.
- Lichterbeck, Philipp: “Unter welchen Bedingungen Orangensaft produziert wird”, in Internetseite: tagesspiegel.de, 17.04.16, URL: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/saftige-geschaefte-unter-welchen-bedingungen-orangensaft-hergestellt-wird/13457822.html, Abruf am 19.11.20
- S. Kranendonk: “ÖKOBILANZ DES ORANGENSAFT – WIEVIEL WASSER BRAUCHT MAN FÜR 1LITER SAFT?”, in Internetseite: praxis-umweltbildung.de, URL: https://www.praxis-umweltbildung.de/dwnl/h2o_planet/blauerplanet_info_oekobilanz.pdf, Abruf am 19.11.20
- Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V.: »Produktion», in: Internetseite Fruchtsaft, o. URL: https://www.fruchtsaft.de/saftwissen/herstellung/produktion,22.11.2020
- Ramseier Suisse AG, «Der Mostprozess», in: Internetseite ramseier.ch, URL: https://www.ramseier.ch/de/pressenebenprodukte.html, Abruf am 18.11.2020.
- Mosterei Möhl AG: «Produktion», in: Internetseite Möhl, o. D., URL: https://www.moehl.ch/de/familienunternehmen/produktion/, Abruf am 22.11.2020
- Kohler, Markus: “Apfelfest: Saft, Schorle, Most und Co.”, in: Internetseite coopzeitung.ch, 13.11.17, URL: https://www.coopzeitung.ch/themen/fokus-coop/2017/apfelfest-saft-schorle-most-und-co–32617/, Abruf am 19.11.20
- Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V.: «Herstellung», in: Internetseite Fruchtsaft, o. D., URL: https://www.fruchtsaft.de/saftwissen/herstellung/, Abruf am 22.11.2020
- Detzel, Andreas & Kauertz, Benedikt : “Umweltbilanz von Fruchtsäften”, in Internetseite: ifeu.de, URL: https://www.ifeu.de/umweltbilanz-von-fruchsaeften/, Abruf am 19.11.20