Der virtuelle Wasserverbrauch von Apfel- und Orangensaft
Autoren/-innen
Nadja von Rickenbach, Charlotte Suhner, Anna Camenisch, Fabio Robertini, Samule Forster, Mikayla Hug
Einleitung
Heutzutage befassen sich viele Leute mit ökologischem Handeln. So stellt sich beispielsweise die Frage, was denn besser sei: importierter Orangensaft oder heimischer Apfelsaft?
Um diese beiden Produkte miteinander vergleichen zu können, wird vor allem auf das sogenannte virtuelle Wasser Bezug genommen. Dabei wird der Wasserverbrauch bei der Aufzucht der Pflanze über die Verpackung und den Transport sowie der Produktion evaluiert.
Wasserverbraucht eines Apfel-/Organgenbaum im Vergleich
Den Wasserbedarf eines Baumes zu bestimmen ist sehr kompliziert, da dieser stark variiert und von vielen Faktoren wie beispielsweise der Baumgrösse, des Klimas und der Beschaffenheit des lokalen Bodens beeinflusst wird. Studien von der Universität von Arizona haben ergeben, dass der Wasserbedarf adulter Zitrusbäume ca. 64.000 l/Tag im Winter und ca. 511.000 l/Tag im Sommer betragen kann. Natürlich hängt dies von sehr viel Faktoren ab und man sollte diese Angaben nur mit Vorsicht betrachten. Bei Äpfeln, die bei uns in der Schweiz wachsen, muss kaum bewässert werden, da hier grundsätzlich der Niederschlag den Grundbedarf der Pflanze deckt. [1] [2] [3] [4]
Wie kann man nun trotz all dieser Differenzen Apfel- mit Orangenbäume vergleichen? Eine Methode ist der Vergleich des virtuellen Wassers. Also die Menge an Wasser, welches für die Erzeugung eines Produktes verwendet wird. Dieses spiegelt somit der tatsächlichen Wassermenge, die indirekt in einem Endprodukt enthalten ist. Man unterscheidet zwischen dem grünen, dem blauen und dem grauen Wasser. Das grüne Wasser entspricht dem Regenwasser, welches aus dem natürlichen Wasserkreislauf im Boden gespeichert wird. Blaues Wasser wird aus Flüssen, Seen oder dem Grundwasser entnommen. Das graue Wasser wird benötigt, um durch Schadstoffe verschmutzest Wasser zu reinigen. Die Daten des sogenannten average water footprint ergeben, dass man für eine Frucht je 1 kg bei der Orange etwa 403 l grünes Wasser und 112 l blaues Wasser benötigt. Beim Apfel liegen diese Werte bei 558l grünes Wasser und 131 l blaues Wasser. Laut diesem Vergleich ist der Wasserbedarf eines Apfelbaumes (pro kg Frucht) um ein Vielfaches höher als das eines Orangenbaumes. [5] [6] [7] [8]
Verpackung
Auch die Verpackung trägt zur Wasserbilanz der beiden Produkte bei. Dabei wird hauptsächlich blaues und graues Wasser benötigt, jedoch konnten dazu keine repräsentativen Angaben gefunden werden.
So werden bei der Herstellung eines Tetrapacks werden ca. 4 l virtuelles Wasser benötigt. Bei PET Flaschen hingegen wird nicht nur bei der Herstellung, sondern auch während dem Recycling-Prozess (vor allem bei der Reinigung) Wasser benötigt. Leider gibt es dazu auch hier keine genaueren Angaben. Glasflaschen werden wiederverwendet und müssen folglich nur gewaschen werden. Bei der Mosterei Möhl beispielsweise wird eine Bügelflasche in ihrem Leben etwa 50-Mal wieder aufgefüllt. [9] [10] [11] [12] [13]
Produktion
Die Produktion von Orangen- und Apfelsaft ist im Grunde ziemlich ähnlich. Das Obst wird gewaschen, gepresst und am anschliessend zu Konzentrat oder Direktsaft weiterverarbeitet. Der Direktsaft wird pasteurisiert in Flaschen abgefüllt. Hingegen werden zur Gewinnung des Konzentrats dem erhitzen Saft zusätzliche die Aromastoffe entzogen und das verdampfte Wasser wird abgeleitet. Der Vorteil des Konzentrats ist, dass es weniger Platz braucht und lange lagerfähig ist. Um aus dem Konzentrat wieder der Saft herzustellen, muss man nur die Aromastoffe und das Wasser wieder hinzugeben.
Der Unterschied vom Apfelsaft zum Orangensaft ist, dass die Orangen oder das Orangensaftkonzentrat importiert werden müssen, um den Orangensaft herzustellen. Bei den verschiedenen Produktionsschritten benötigt man nur beim Waschen Wasser. Dabei kann das Wasser verwendet werden, das bei der Konzentratsherstellung dem Saft entzogen wird. So wird eigentlich kein zusätzliches Wasser benötigt. Wenn man aber genau hinschaut, braucht es bei der Herstellung vom Konzentrat zum Saft auch wieder Wasser. Da wird zusätzlich Wasser zugegeben, um den Saft zu verdünnen. In kleineren Unternehmen, wo nur Direktsaft und kein Konzentrat hergestellt wird, entsteht in den Produktionsschritten kein Wasser, das fürs Waschen verwendet werden kann. Sie benötigen aber auch kein Wasser, um Konzentrat wieder zum Saft herzustellen. Generell ist der Wasserverbrauch bei der Verarbeitung der beiden Säfte sehr ähnlich.
So werden beispielsweise laut der Firma Möhl für 1l Apfelsaft 3l Wasserbenötigt. Darin einbezogen ist das Waschen der Äpfel, das Pressen, das pasteurisieren, und waschen der Flaschen. Man muss diese Angabe jedoch mit Vorsicht betrachten. [4] [11] [14] [15]
Transport
Es macht nicht viel Sinn, zu fragen, wie viel Wasser für den Transport eines Lebensmittels benötigt wird. Diese Zahl ist irrelevant, wenn man sie mit der Wassermenge vergleicht, die für die Produktion der Nahrungsmittel benötigt wird. Man kann dies mit einer einfachen Rechnung beweisen. Für die Produktion eines Lastwagens werden ca. 1’000 l virtuelles Wasser verbraucht. Angenommen, dessen Lebensdauer beträgt ca. 1’3t0’000 km und die Entfernung Spanien Schweiz beträgt etwa 1’200 km so wird für die Fahrt nur etwa 1 l (1000 l/ (1300000 km/1300 km) = 1l) virtuelles Wasser verbraucht. Wenn man zudem bedenkt, dass bei einer Fahrt Tausende Orangen transportiert werden, ist der Verbrauch an virtuellem Wasser für die Reise in Vergleich zu dem für die Produktion (80 l virtuelles Wasser werden für die Produktion einer einzelnen Orange benötigt) verwendetes Wasser um ein Vielfaches geringer. [8] [16]
Was ist also das Problem mit den in Spanien angebauten Orangen? Durch den Konsum spanischer Orangen in der Schweiz entsteht ein Ungleichgewicht in der Verteilung des virtuellen Wasserverbrauchs. Die Schweiz konsumiert sozusagen spanisches Wasser. Dies spiegelt sich in der Verarmung der spanischen Ländereien, was das Wasser betrifft. Schlussendlich lässt sich also sagen, dass der Transport zum Ungleichgewicht der Wasserverteilung auf der Erde beiträgt.
Schadstoffbelastung
Kommen wir zuerst zum importierten Orangensaft. Bei einem Öko-Test, der 2019 durchgeführt wurde, fand man in den Bio-Orangen kaum bis gar keine Pestizide. Bei den konventionellen hingegen fand man bei allen getesteten Orangen Pestizide. Teils in grossen Mengen und auch solche, die als gesundheitsschädlich gelten wie Biphenyl, Orthophenylphenol, Imazalil oder Thiabendazol. Bei all diesen Pestiziden handelt es sich Pflanzenschutz- oder Konservierungsmittel. Einige sind in der EU gar nicht zugelassen, während andere eindeutig gekennzeichnet werden müssen. Die Pestizide befinden sich in der Regel auf der Schale der Orange und gelangen durch unsorgfältige Verarbeitung in den Saft. Durch gründliches waschen und abtrocknen könnte das Übertragen in den Saft um ein Vielfaches reduziert werden. [17] [18]
Nun zum Schweizer Apfelsaft: Auch die Schweizer Äpfel kommen nicht ohne Pestizide aus. Dabei werden die konventionellen Äpfel bis zu 20 Mal pro Saison gespritzt. Die Mittel gelangen dabei nicht nur auf die Schale der Frucht, sondern auch in dessen Innere. Die Gifte, die angewendet werden, sind von der Schweizer Behörde zugelassen, jedoch sind die Risiken nicht überall bekannt. Eine Westschweizer Konsumentensendung hatte 26 Schweizer Äpfel auf Pestizide untersucht. Dabei fanden sie keine Pestizide in den Bio-Äpfeln und 4 weiteren Apfel-Kulturen. Bei einigen Sorten fand man 1 bis 4 Pestizide. Das Einzige erfreulich an der Studie war, dass kein Pestizid den Höchstwert überschritt. Möchte man also Orangensaft anbieten, sollte man ein Bio-Orangensaft kaufen oder ihn frisch pressen, dabei aber die Schale gründlich waschen. Bei dem Apfelsaft gilt ähnliches. Am besten wäre Bio-Apfelsaft, da dort sehr wahrscheinlich keine Pestizide vorkommen. [19]
Fazit
Generell war es nicht immer möglich, repräsentative Angaben zu finden, was den Vergleich sehr schwierig macht. Der Apfelsaft verbraucht zwar im Vergleich mehr virtuelles Wasser, dafür wird er in der Schweiz regional angebaut und konsumiert. Anders als beim Orangensaft entsteht dadurch kein Ungleichgewicht in der Verteilung des Wassers. Betreffend die Herstellung sind beide Produkte sehr ähnlich. Auch was die Pestizidbelastung betrifft, konnte man bei beiden feststellen, dass Bio-Variante weniger belastet ist als die Herkömmliche-Variante.
In Bezug auf die Frage, was ökologischer ist, kann man den Schwerpunkt natürlich nicht nur auf den Wasserverbrauch legen. “Der Wasserverbrauch ist aus unserer Sicht nur ein Teilaspekt, den es zu beachten gibt. Die lokale Produktion von Äpfeln hat in diesem Zusammenhang gegenüber von importierten Orangen schon mal einen grundsätzlichen Vorteil (Transportwege, CO2, Ökobilanz im Allgemeinen).“ [15]
So muss jede Person für sich selber entscheiden, auf welche Aspekte sie sich konzentriert, um für sich zu entscheiden, was sie als ökologisch vertretbar empfindet und was nicht.
Quellenverzeichnis
[1] Vgl. N. J. Taylor, M. B. Gush: „The water use of selected fruit tree orchards (Volume 1): Review of available knowledge“, July 2014, URL: https://www.dalrrd.gov.za/doaDev/sideMenu/ForestryWeb/dwaf/docs/The%20water%20use%20of%20selected%20fruit%20tree%20orchards%20(Volume%201).pdf, Abruf am 24.11.2020
[2] Vgl. „Wasserbedarf für Orangenbäume“, in: Internetseite wikifarmer, URL: https://wikifarmer.com/de/wasserbedarf-fur-orangenbaume/, Abruf am 24.11.2020
[3] Vgl. G. C. Wright: „Irrigating Citrus Trees“, Februar 2000, URL: https://cals.arizona.edu/extension/ornamentalhort/landscapemgmt/general/citrusirrigation.pdf, Abruf am 23.11.2020
[4] Kontaktperson: Herr Ernst Möhl, Patron der Mosterei Möhl (nach Kontaktaufnahme via E-Mail, am 27.11.2020 telefonisch erreicht)
[5] Vgl. M. M. Mekonne, A. Y. Hoekstra: „The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products“,
25.05.2011, URL: https://waterfootprint.org/media/downloads/Mekonnen-Hoekstra-2011-WaterFootprintCrops.pdf , Abruf am 21.11.2020
[6] Vgl. water footprint network, URL: https://waterfootprint.org/en/resources/interactive-tools/product-gallery/, Abruf am 21.11.2020
[7] Vgl. M.G. Mengitsu et al.: „Water use of fruit tree orchards: Comparing apples with oranges“, September 2009, URL: https://www.researchgate.net/publication/299536319_Water_use_of_fruit_tree_orchards_Comparing_apples_with_oranges, Abruf am 23.11.2020
[8] Vgl. Wirtschaftsuniversität Wien, URL: https://www.wu.ac.at/fileadmin/wu/d/i/nachhaltigkeit/06_Third_Mission/WAYS_2_SUSTAIN/Themenhefte/Virtueller_Wasserverbrauch.pdf, Abruf am 25.11.2020
[9] Vgl. „Virtuelles Wasser – wie viel steckt in den Produkten?“, in: Internetseite Aktion Deutschland Hilft, URL: https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/fachthemen/wasser/virtuelles-wasser-wie-viel-steckt-in-den-produkten/, Abruf am 25.11.2020
[10] Vgl. M. Schmidt: „HENNIEZ wird noch nachhaltiger: Alle Plastikflaschen aus 75% in der Schweiz rezykliertem PET“, in: Internetseite food innovation, URL: https://www.food-innovation.ch/ernaehrungswirtschaft/henniez-wird-noch-nachhaltiger-alle-plastikflaschen-aus-75-in-der-schweiz-rezykliertem-pet, Abruf am 25.11.2020
[11] Vgl. in: Internetseite moehl, URL: https://www.moehl.ch/de/familienunternehmen/produktion/, Abruf am 25.11.2020
[12] Vgl. A. Ceylan: „Virtuelles Wasser: So durstig sind unsere Produkte“, in Internetseite Nevensubotic Stiftung, 10.08.2020, URL: https://nevensuboticstiftung.de/blogs/virtuelles-wasser-so-durstig-sind-unsere-produkte?gclid=CjwKCAiAnvj9BRA4EiwAuUMDf77uMDPvK4q9DBhtYYek3Ke5PS4pprIAiqOamd01T7xAeFtzfxouZBoCP4wQAvD_BwE, Abruf am 25.11.2020
[13] Vgl. „PET-Kreislauf: Verwertung“, in: YouTube PET-Recycling Schweiz; 08.10.2019, URL: https://www.youtube.com/watch?v=qM6s6o_CkVg, Abruf am 25.11.2020
[14] Vgl. „Wie entsteht Orangensaft?“, in: Internetseite Einfach-Clever-Essen, URL: https://www.einfach-clever-essen.de/fruchtsaft/so-entsteht-fruchtsaft/wie-entsteht-orangen-fruchtsaft/, Abruf am 25.11.2020
[15] Kontaktperson: Aline Krummenacher, Sachbearbeiterin Buchhaltung / Marketing & Verkauf bei der Firma Ramseier AG (am 24.11.2020 via E-Mail erreicht)
[16] Vgl. „Quanti km puro fare un camion?“, in: Internetseite Help Tecno Blog, 24.10.2020, URL: https://www.helptecnoblog.com/2015/10/quanti-km-puo-fare-un-camion.html, Abruf am 24.11.2020
[17] Vgl. S. C. Schulz: „Öko-Test Orangen: Alle konventionelle Produkte mit Pestiziden belastet“, in: Internetseite Utopia, 20.12.2019, URL: Öko-Test Orangen: Alle konventionellen Produkte mit Pestiziden belastet – Utopia.de, Abruf am 22.11.2020
[18] Vgl. „Frisch gepresste Säfte – Belastung durch Pestizide?, in: Internetseite verbraucherzentrale, 04.08.2000, URL: Frisch gepresste Säfte – Belastung durch Pestizide? | Verbraucherzentrale.de, Abruf am 22.11.2020
[19] Vgl. D. Müller: „Pestizid – Cocktail in Schweizer Äpfeln“, in: Internetseite SRF, 27.09.2016, URL: Wirtschaft – Pestizid-Cocktail in Schweizer Äpfeln – News – SRF, Abruf am 23.11.2020