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47 summative Assessments – schriftliche Prüfungen

47.1 – Summative Lernkontrollen: Prüfungsaufgaben formulieren

47.1.1 – Verständlich formulieren

Der Grundsatz, verständlich zu formulieren, ist in Prüfungssituationen besonders wichtig. In emotional besetzten Situationen ist das Sprachverständnis häufig stark eingeschränkt. Missverständliche Formulierungen können bei den Prüfungskandidat/innen schnell zu Irritationen führen. Aus diesem Grund wird ein einfaches Sprachniveau gewählt. Dazu einige Tipps:

  • in einem Satz nur eine Frage stellen;
  • komplizierte Satzstrukturen durch einfache ersetzen;
  • vage oder nichtssagende Begriffe weglassen;
  • keine Fremdwörter verwenden oder sie erklären;
  • Motto: so kurz wie möglich, so lang wie nötig.

Zusätzliche Strukturierungshilfen wie Hervorhebungen oder grafische Darstellungen geben weitere Unterstützung.

Der Informationsteil – Herleitung
Im Informationsteil sind alle Angaben zu finden, welche die Schülerinnen und Schüler benötigen, um die Aufgabe lösen zu können. Es wird beispielsweise der fachliche Zusammenhang erklärt oder an den Lern- und Übungsort erinnert.

Der Frageteil
Die Fragen sind unmissverständlich und präzise formuliert. Je nach Schwierigkeitsgrad (Taxonomie) den Fragetyp wählen (offen, halboffene oder geschlossene Frage).

Die formale Antwortstruktur
Der Schüler, die Schülerin muss genau wissen, was er/sie zu tun hat. Deshalb muss die Lehrperson klare Anweisungen erteilen:

  • Was wird genau erwartet?
  • Was soll der Kandidat, die Kandidatin tun?
  • Worauf soll er/sie achten? 
Es ist wichtig, dass an dieser Stelle auch Bewertungsmaßstab und Bedingungen genannt sind:
  • minimale Anforderungen
  • Grad der Ausarbeitung (Anzahl Seiten, Gründe, Beispiele u. Ä.)
  • Zuordnung Punkte – Note

 

47.1.2 – Prüfung optimieren

Um die eigenen Prüfungsaufgaben zu optimieren, kann die Lehrperson die Prüfung gemäss den Gütekriterien analysieren. In dieser Analyse wird überprüft, ob in der Prüfung die Gütekriterien Gültigkeit, Zuverlässigkeit, Chancengerechtigkeit, Ökonomie) beachtet wurden.

Schüler und Schülerinnen

  • Über welche Lernvoraussetzungen verfügen meine Schülerinnen und Schüler?
  • Sind sie in der Lage, die Aufgaben in der vorgegebenen Zeit zu beantworten? Oder muss ich im Sinne der Chancengerechtigkeit die Bearbeitungszeit ver- ändern?

Ausgewählte Ziele und Inhalte

  • Welche Inhalte und Ziele habe ich für die Prüfung ausgewählt? Sind alle Bereiche berücksichtigt, die im Lehrplan vorgeschrieben sind?
  • Wie sind die einzelnen (Teil-)Lernziele in meiner Prüfung gewichtet (Taxonomie)?
  • Bilden die Prüfungsaufgaben die Lernziele ab, wie sie im Unterricht behandelt wurden (Gültigkeit, Chancengerechtigkeit)?

 Zusammenstellung der Prüfung

  • Habe ich zu den einzelnen Aspekten Aufgabengruppen gebildet?
  • Habe ich bei der Reihenfolge der Aufgaben innerhalb einer Gruppe auf einen zunehmenden Schwierigkeitsgrad geachtet?
  • Kommen in der Prüfung offene und geschlossene Aufgabenformen vor?
  • Wie gut gelingt es mir, am Ende der Prüfung mit einer offenen Aufgabenstel- 
lung die unterschiedlichen Bearbeitungszeiten aufzufangen?
  • Habe ich beim Zusammenstellen der Prüfung an die Ökonomie gedacht? Oder muss ich bestimmte offene Fragestellung eingrenzen und die formale 
Antwortstruktur genauer formulieren?

 Korrektur und Bewertung

  • Sind bei den Aufgaben die erwarteten Lösungen auf einem Blatt festgehalten?
  • Kann ich bei der Korrektur der Aufgaben kriteriumsorientiert vorgehen? Habe ich also bei allen Aufgaben die entsprechende Punktezahl genannt und 
festgehalten, welche Abzüge es bei fehlerhaften Antworten gibt?
  • Erfolgt die Bewertung nach den vereinbarten Richtlinien?

 

47.2 – Fragen und deren Taxierung

 

47.3 – Fragetypen

Geschlossene Fragen

Bei geschlossenen Fragen sind die Antwortkategorien vorgegeben. Der Befragte bewegt sich also in einem definierten Raster.

 

Form Beispiel
Ja – Nein-Form Eisen hat ein geringeres spezifisches Gewicht als Kupfer.

o ja o nein

Richtige-Antwort-Form Unterstreichen Sie Namen von Laubbäumen: Fichte, Eiche, Lärche, Buche, Pappel.
Beste-Antwort-Form München liegt in Europa, Deutschland, Bayern, Süddeutschland.
Zuordnungs-Form Welche Werkzeuge werden vorwiegend in welchen Berufen benötigt?

Pinsel  (a) (b) (c) (d) (e)

Messer (a) (b) (c) (d) (e)

Hobel  (a) (b) (c) (d) (e)

(a) Zahnarzt; (b) Maurer; (c) Metzger;

(d) Tischler; (e) Maler

Rating-Skalen der subjektiven Einschätzung Wie empfanden Sie das Kurstempo?

zu schnell   |——|——|——|——|   zu langsam

 

Tabelle: Übersicht verschiedener Formen geschlossener Fragen

 

 

Halboffene Fragen

Im Gegensatz zu geschlossenen Fragen ist bei halboffenen Fragen keine Vorgabe der Antwortkategorien vorhanden, sondern der Befragte muss seine Antwort ausschreiben. Zur Abgrenzung zu offenen Fragen könnte geltend gemacht werden, dass die Antwort in der Regel aus einem oder wenigen Wörtern besteht.

 

Form Beispiel
Frageform An welchem Fluß liegt Tübingen?
Ergänzungsform Wasser besteht aus Wasserstoff und …
Fehlerkorrekturform Yesterday I write a letter.

Tabelle: Verschiedene Formen von halboffenen Fragen

 

 

Offene Fragen

Bei offenen Fragen kann der Befragte frei seine Antwort, Einstellung oder Überzeugung formulieren und wird nicht durch vorgegebene Antwortmöglichkeiten in ein Raster gezwungen. Diese Frageform traut dem Befragten eine differenzierte Selbstwahrnehmung, Ausdrucksfähigkeit, Motivation und Ehrlichkeit zu (Gerl 1983, S.65).

 

Form Beispiel
Frageform Was könnte Ihrer Meinung nach getan werden, um die Qualität der Kurse des Rechenzentrums zu verbessern?

Tabelle: Form der offenen Fragen

 

47.4 – Die 4K bei schriftlichen Prüfungen

 

 


 

Quellen:

  • Bieli Alex (2017): hep – Magazin
  • Städeli Christoph / Obrist Willy (2013): Kerngeschäft Unterricht, hep verlag, Bern
  • www.fragebogen.de

 

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