5.1 – Themenzentrierte Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn
Sei dein eigener Gruppenleiter
Du bist für dich selbst verantwortlich. Du allein entscheidest, ob du etwas sagen willst, was du sagen willst oder ob du lieber schweigst. Du hast die Verantwortung dafür, was du aus dieser Sitzung machst. Du selbst bist für deinen Lernprozess verantwortlich, nicht der Gruppenleiter oder die anderen Teilnehmenden.
Störungen haben Vorrang
Unterbrich das Gespräch, wenn du nicht wirklich teilnehmen kannst, zum Beispiel wenn du gelangweilt, ärgerlich oder aus einem anderen Grunde unkonzentriert bist. Teile den anderen mit, was dich irritiert.
Es kann immer nur einer sprechen
Es darf nie mehr als einer sprechen. Wenn mehrere Personen auf einmal sprechen wollen, muss eine Lösung für diese Situation gefunden werden. „Seitengespräche“ sind also zu unterlassen, oder der Inhalt ist als Störung in die Gruppe einzubringen.
Experimentiere mit dir
Versuche, öfter neues Verhalten auszuprobieren, und riskiere das kleine aufregende körperliche Kribbeln dabei. Probiere neue Dinge erst einmal aus, bevor du sie ablehnst oder beurteilst.
„Ich“ statt „man“ und „ wir“
Sprich von dir selbst und sage „ich“, statt dich hinter allgemeinen Formulierungen zu verstecken. Versuche, du selbst zu sein.
Eigene Meinung statt Fragen
Wenn du eine Frage stellst – sage, warum du sie stellst. Wenn du eine eigene Meinung äusserst, ist es viel einfacher, dir zu widersprechen oder zuzustimmen. Übernimm die Verantwortung für deine Meinungen und Gefühle, statt sie als objektive Wahrheiten zu verkleiden.
Sprich den anderen direkt an
Wenn du jemandem aus der Gruppe etwas mitteilen willst, sprich ihn direkt an und zeige ihm durch Blickkontakt, dass du ihn meinst. Sprich nicht über einen Dritten zu einem anderen und sprich nicht zur Gruppe, wenn du eigentlich eine bestimmte Person meinst.
Versuche, deine Gesprächspartner zu verstehen
Geh nicht einfach darüber hinweg, wenn jemand etwas gesagt hat, sondern bemühe dich zu erfassen, was er meint. Wenn dir ein Beitrag unverständlich bleibt, ist das eine Störung, die du anmelden sollst.
Berücksichtige die Situation deines Gesprächspartners
Versuche zu verstehen, in welcher Situation dein Gesprächspartner ist. Stell dir vor, wie dein Beitrag auf ihn wirken könnte. Berücksichtige die Gedanken und Empfindungen deines Gesprächspartners, wie du sie verstehst.
Gib Feedback, wenn du den Wunsch dazu hast
Wenn das Verhalten eines Teilnehmers bei dir angenehme oder unangenehme Gefühle auslöst, dann teile ihm dies sofort mit. Bitte ihn vorher um seine Einwilligung dazu. Beschreibe sein Verhalten, ohne es zu interpretieren oder zu bewerten. Beschreibe die Gefühle, die sein Verhalten bei dir ausgelöst hat.
Wenn du Feedback erhältst, hör ruhig zu
Versuche nicht gleich, dich zu verteidigen. Freu dich zunächst, dass dein Gesprächspartner dir sein Problem erzählt, das er mit dir hat. Versuche zunächst nur zu schweigen und zuzuhören, dann von deinen Gefühlen zu sprechen, die durch das Feedback ausgelöst worden sind, und erst dann gehe auf den Inhalt ein.
Wenn du willst, bitte um ein Blitzlicht
Manchmal kommt es vor, dass du nicht mehr weisst, was in der Gruppe gerade gespielt wird. Die Situation ist dir einfach nicht mehr transparent. In solchen Fällen solltest du deine Störung mitteilen und die anderen vielleicht bitten, auch ganz kurz zu der Situation ihre Meinung oder Gefühle mitzuteilen. Das kann in der Form des Blitzlichts geschehen. Blitzlicht bedeutet: jeder Teilnehmer sagt zu einer bestimmten Fragestellung in ein oder zwei Sätzen seine Meinung oder was er dazu gern sagen möchte. Es wird erst darüber diskutiert, wenn jeder einmal dran gewesen ist.
Quellen:
- Grell Jochen/ Grell Monika (2010): Unterrichtsrezepte; Beltz, Weinheim und Basel