35.1 – Überblick
Der Werkstattunterricht zählt zum kooperativen Unterricht, hat jedoch im Gegensatz zu anderen kooperativen Methoden einen höheren instruktiven Anteil.
35.2 – Beschreibung
Die Lehrperson berät, moderiert und hilft, regt Lernprozesse an, indem sie Lernaufgaben, Anschauungsmaterial oder Hilfsmittel für Experimente bereitstellt. Durch Pflicht- und Wahlaufträge steuert sie den Lernprozess. Das weit- gehend selbstständige Arbeiten der Lernenden erlaubt ihr eine vertiefte Beobachtung der Klasse durch individuelle Beratung.
Das Konzept des Werkstattunterrichts lässt individuelles Lernen zu, trägt aber durch die Möglichkeit der Partner- und Gruppenarbeit auch zur Förderung der Sozialkompetenz bei.
Grafisch lässt sich die Idee des Werkstattunterrichts wie folgt darstellen:
Im Werkstattunterricht wird ein Thema unter verschiedenen Aspekten bearbeitet. In der Grafik sind diese Aspekte mit A, B und C bezeichnet. Zu jedem gibt es verschiedene schriftliche Aufträge. Im Pflichtbereich müssen alle Posten bearbeitet werden, im Wahlbereich setzen sich die Lernenden selbst Schwerpunkte.
Insgesamt können die Schülerinnen und Schüler neun Posten anlaufen. Einzelne Posten sollten mehrfach vorhanden sein, damit es nicht zu Staus kommt.
35.3 – Idee & Ziele
- Werkstatt-Unterricht soll ein selbstkontrolliertes, individualisiertes, vertiefendes, frei gewähltes fächerübergreifendes Lernen ermöglichen.
- Soziale Aspekte können integriert werden.
- Es soll vor allem die Selbst- (und Sozialkompetenz) fördern.
- Rolle des Lehrers: regt Lernprozesse an, ist Moderator, Berater, Helfer.
- Konzept: Individualisierung z.T. Sozialkompetenz.
- Im Bereich Motivation: Autonomie und Kompetenzerleben.
- Aufwand für die Lehrperson: Eher intensiv in der Vorbereitung, geringer in der Umsetzung, da die SuS weitgehend selbständig arbeiten.
- Individualisierung gut möglich: Arbeitstempo, Interessen, Kreativität.
- Wissen wird konstruktivistisch aufgebaut – gut verankert.
35.4 – Kompetenzen & Ressourcen
- sich Ziele setzen und Prioritäten bestimmen
- Arbeiten planen, mit Zeitplänen umgehen und Entscheidungen treffen
- sich selbst motivieren und Erfolgserlebnisse schaffen
- Unterstützung suchen und annehmen, wenn Probleme nicht alleine gelöst werden können
- Termine einhalten
- das eigene Können und Verständnis laufend einschätzen und überprüfen
- erstellte Notizen überarbeiten, nachbereiten und strukturieren
35.5 – Merkpunkte für die Umsetzung
- zu Beginn gute Einführung über den Ablauf und den zeitlichen Rahmen der Werkstatt
- sinnvollerweise Einzel-, Team- und Gruppenarbeiten kombinieren
- vielfältige Medien und Materialien einsetzen – nicht nur Papier
- Verantwortung an Lernende abgeben – Situation aushalten können und Freiräume gewähren
- Werkstätten im Team entwickeln – ggf. mit den Lernenden
- zuerst eher kleine Werkstatt einführen und Ablauf üben
- Zwischenbesprechungen einplanen in denen die Lernenden sagen können, wie sie es erleben und wo sie Probleme haben v.a. bei längeren Werkstätten
- Möglichkeit nützen, gleichzeitig Lernjournal auszufüllen.
Quellen: Städeli Christoph / Obrist Willy (2013): Kerngeschäft Unterricht; hep verlag, Bern